Copy & Play: ein Spiel über das alte Ägypten

Mit Flut und Ernte ist das fünfte und damit letzte Spiel unserer Copy & Play-Reihe erschienen. An den ersten Ideen haben wir bereits vor neun Jahren gearbeitet. Das neue Spiel setzt sich inhaltlich mit dem Alten Ägypten und der zentralen Bedeutung der Nilflut für Landwirtschaft, Gesellschaft und Herrschaftsordnung auseinander. Die Spielenden übernehmen die Rolle einer Dorfgemeinschaft am Nil, die in jedem Jahr mit der Unsicherheit des Wasserstandes konfrontiert ist. Entscheidungen über den Bau von Kanälen, Deichen und Speichern stehen an, ebenso wie die Frage, wie die Ernte verteilt wird und welche Rolle dabei die Beamten des Pharao spielen. Das Spiel macht nachvollziehbar, wie stark Umweltbedingungen, technische Lösungen und soziale Hierarchien in einer frühen Hochkultur miteinander verflochten waren.

Damit fügt sich Flut und Ernte stimmig in die Reihe der Copy & Play Spiele ein. Wie auch die anderen Titel – etwa zu Themen der Antike, z.B. zum Limes, oder das Leben in der Altsteinzeit – folgt es dem Prinzip, dass Material und Regeln leicht kopierbar, handhabbar und in einer Doppelstunde einsetzbar sind. Die Idee ist, Spiele so zu gestalten, dass Lehrkräfte ohne große Vorbereitung damit arbeiten können und die Schülerinnen und Schüler zugleich ein Angebot erhalten, historische Situationen handelnd zu erfahren. Die Copy & Play Spiele sind alle didaktisch ähnlich ausgerichtet und aufgebaut: ein überschaubarer Materialeinsatz, klare Regeln, gleiche Symbolsprache, relativ kurze Spieldauer und vor allem ein offenes Ergebnis, das Gruppen zu unterschiedlichen Erfahrungen und damit auch zu unterschiedlichen Reflexionen führt.

Genau darin liegt die Stärke solcher Spiele. Im Unterricht werden historische Themen oft über Texte vermittelt, die Distanz erzeugen und eine hohe Abstraktionsleistung verlangen. Spiele bieten hier eine andere Erfahrung: Sie zwingen zu Entscheidungen, sie machen Abhängigkeiten sichtbar, sie erzeugen Konflikte und zeigen Grenzen auf. In Flut und Ernte wird deutlich, wie riskant es sein konnte, von der Natur abhängig zu sein, wie notwendig Planung und Kooperation waren, aber auch, wie stark Macht- und Herrschaftsfragen eine Rolle spielten.

Alle Spiele der Copy & Play Reihe lassen sich ohne großen Aufwand vorbereiten, weil die Materialien als Kopiervorlagen gedacht sind. Es ist also nicht die Anschaffung eines Klassensatz von Spielen notwendig, die Vorlagen können einfach entsprechend der Anzahl der Lernenden bzw. der Spielgruppen in der Klasse kopiert werden. Entscheidend ist allerdings nicht nur das Spielen selbst, sondern vor allem die anschließende Auswertung. Wenn Gruppen ihre Entscheidungen vergleichen, wenn über Erfolge, Misserfolge und Gerechtigkeitsfragen gesprochen wird, dann entfaltet sich der eigentliche Lerneffekt.

Flut und Ernte ist wie die gesamte Reihe ein gutes Beispiel für moderne Lernspiele, in denen historische Prozesse und Entscheidungen erfahrbar werden, ohne den fachlichen Anspruch aufzugeben. Es lohnt sich, solche Formate im Unterricht auszuprobieren, gerade weil sie eine andere Perspektive eröffnen und die Schülerinnen und Schüler in eine aktive Rolle versetzen. Geschichte wird nicht nur erzählt oder gelesen, sondern in gewisser Weise durchgespielt – und das hinterlässt erfahrungsgemäß nachhaltigere Spuren.

Einstieg über das Ende

Zunächst werden die Schülerinnen und Schüler gefragt, was sie am 11. November gemacht haben (je nach Region und Alter gehen die Antworten mehr Richtung Karneval/Fasching, St. Martin/Lichterumzug oder einfach „nichts“). Danach werden zeitgleich zwei Bilder vom 11.11.2018 projiziert aus Paris oder Compiègne und Warschau. Z.B. die beiden hier verlinkten:

Die Schülerinnen und Schüler äußern begründete Hypothesen, was die Bilder zeigen und was mögliche Gründe für die Veranstaltungen in den beiden Ländern an diesem Tag gewesen sein könnten. Anschließend ist nun Aufgabe in Kleingruppen zu recherchieren und dann zusammenhängend darzustellen, welche Bedeutung dieser Tag in Polen und Frankreich hat und warum die Veranstaltungen in beiden Ländern einen so unterschiedlichen Charakter hatten [In Frankreich wird dem Waffenstillstand vom 11.11.1918 und damit den Toten und dem „Ende“ des Ersten Weltkriegs gedacht; in Polen feiert man die Wiedergewinnung staatlicher Unabhängigkeit, eines eigenständigen polnischen Staates gleichfalls am 11.11.1918, den es nach der 3. Teilung Polens seit 1795 nicht mehr gegeben hatte.]

Je nach Alter der Schülerinnen und Schüler kann es hilfreich sein, ihnen Informationskarten, wie sie auch bei der Methode „Mystery“ (PDF) verwendet werden, bereitzustellen, die sie dann „nur“ mithilfe der Online-Recherche in eine geordnete, vernetzte Struktur bringen. Die Recherche können vorgegebene Links z.B. zu Seiten der BpB (Frankreich, Polen) hilfreich unterstützen.

Ausgehend von diesem Einstieg kann der Erste Weltkrieg anschließend in einem multiperspektivischen Zugriff erarbeitet werden.