Archivale des Monats: September 1939

Hinter der schlichten Fassade verstecken sich wahre Juwelen: Das Geschichtsportal des Landes Rheinland-Pfalzes bietet in Zusammenarbeit mit dem Landeshauptarchiv Koblenz und dem Landesarchiv Speyer jeden Monat ein in exzellenter Auflösung digitalisiertes und kommentiertes Fundstück aus den Archiven an. Die Dokumente werden zum Download im pdf-Format zur Verfügung gestellt. Bei älteren handschriftlichen Quellen sind auch Transkripte beigefügt.

Die Quellen sind für den Unterricht aufbereitet und können sowohl in einer Vertretungsstunde als auch im regulären Unterricht eingesetzt werden und den regionalen Bezug stärken. Die älteren Fundstücke bleiben alle online, so dass bereits ein kleine Sammlung zu verschiedenen Themen wie den Hexenprozessen, dem Pfälzischen Aufstand von 1849 oder einer Schulspeisung in Koblenz 1949 bereit stehen. Langfristig soll hier eine Datenbank mit für den Unterricht aufbereiteten Quellen zur regionalen Geschichte des heutigen Rheinland-Pfalz entstehen.

Für diesen Monat ist nun ein Werbe-Plakat für die SS vom September 1939 online gestellt worden. Die Unterlagen aus dem Landesarchiv Speyer zeigen das Bemühen, bei Kriegsbeginn Freiwillige für die SS-Verfügungstruppen, – Totenkopfverbände und die Polizei anzuwerben. Interessant sind die ersten Rückmeldungen der Bürgermeister aus dem Bezirk Kusel zu dieser Werbeaktion, die nicht einen einzigen Freiwilligen melden konnten.

Geschi bili1: Entwicklung der USA

10 Minuten Film über die territoriale Entwicklung der USA ausgehend von den 13 Gründungststaaten von 1789 bis 1959. Die Präsentation besteht aus einer animierten Karte mit gesprochenem Text und ist einsetzbar im bilingualen Geschichtsuntericht oder für Landeskunde im Englischunterricht.  Sie lässt sich komplett abspielen oder in drei Teilen: 1) 1789-1853, 2) bis 1865 und 3) bis 1959: animatedatlas: Growth of a nation

Riesenfundus an primary sources zur US-amerikanischen Geschichte:

http://www.footnote.com/

Bewertung wikipedia-Artikel

Wikipedia ist wahrscheinlich mittlerweile die in der Schule, also von Schülern und Lehrern, am häufigsten genutzte Informationsquelle, oft auch leider die einzige… was sich immer wieder in schlechten Referaten und Ausarbeitungen niederschlägt. Über den Blog von Gabi Reinmann bin ich vor einiger Zeit auf wikibu.ch aufmerksam geworden.

FireShot capture #1 - 'Wikibu

wikibu bietet eine vor allem quantitative Kriterien zur Bewertung der Qualität von wikipedia-Artikeln. Zusätzlich werden Informationen zur wikipedia-eigenen Bewertung sowie zu Hauptautor und Veränderungsfrequenz mitgeliefert. Natürlich ist das keine umfassende Qualitätsbewertung (siehe dazu auch die Diskussion im denkarium), aber dennoch für Schüler und Lehrer eine wichtige Hilfe, vor allem weil so deutlich wird, wie die Artikel entstehen und  diese nicht nur als gegeben hingenommen werden.  Zur Schulung der sogenannten „Informationskompetenz“  mit wikipedia bietet wikibu eine gut aufgebaute 3stündige Unterrichtseinheit an.

Diese Informationskompetenz aufzubauen gehört sicher zum allgemeinbildenden Auftrag der Schule, doch denke ich, dass dem Geschichtsunterricht mit seiner Methodik der Quellenkritik eine besondere Rolle zukommen kann. Darauf ist schon mehrfach hingewiesen worden, beispielhaft sei hier nur auf den Vortrag von Vadim Oswalt zu Quellenkritik im Zeitalter des Internet aus dem letzten Jahr hingewiesen.

wikipedia hat Lexika als Nachschlagwerke bei Schülern vollkommen verdrängt. Durch die permanente Verfügbarkeit hat das auch den positiven, viel zu selten genannten Effekt, dass viel mehr Schüler als früher einfach mal etwas nachschauen, was sie nicht wissen oder verstehen. Ein anderes Problem als das der Quellenkritik, aber ein ebenso gravierendes, stellt die Handhabung der verfügbaren Informationsmengen dar, die Schüler oft überfordern und denen es auf in der Oberstufe nicht immer gelingt, wichtige von weniger wichtigen Informationen zu trennen.  Ein Blick in einen knappen Lexikonartikel oder für die neueste Geschichte in das LeMO ermöglicht da oft einen besseren Einstieg in ein neues Thema als sich in Details verlierende wikipedia-Artikel. Aber das müssen Schüler eben erst lernen bzw. wir als Lehrer vermitteln.

Deutsche Kolonialherrschaft in Ruanda

Bis 1916 gehörte Ruanda zu Deutsch-Ostafrika. Das Arbeitsblatt versucht den afrikanischen Stimmen einen Raum zu geben und sie mit den offiziellen Berichten der Europäer in Kontrast zu setzen.

Dies scheint immer noch weitgehend ein Manko der Darstellung der afrikanischen Geschichte in deutschen Geschichtsbüchern. Auch die Kritik an Kolonialismus und Imperialismus bleibt auf die europäische Perspektive beschränkt. Die „wilden Schwarzen“ werden zu „armen Opfern“ europäischen Expansionsdrangs bleiben aber weiterhin nur Objekte europäischer Geschichtsdarstellung.

Die Reichsflagge wurde in Ruanda zunächst von Forschungsreisenden gehisst. Auf der Berliner Konferenz war Afrika zwischen den europäischen Mächten aufgeteilt worden. Zur Erkundung künftiger „Schutzgebiete“ setzte die Regierung und die Deutsche Geographische Gesellschaft Offiziere private Reisende ein. Die Berichte, die diese Männer über Afrika lieferten, beeinflussten die spätere deutsche Kolonialverwaltung sehr stark.

Das Arbeitsblatt stellt den Versuch da, am Beispiel Ruandas die Darstellung der Kolonialzeit um die afrikanische Perspektive im Sinne einer Multiperspektivät zu ergänzen. Dabei wird in dem kurzen Textausschnitt die Handlungsstrategien der Ruander deutlich, die den Deutschen keineswegs so „naiv“ begegneten, wie die Berichte der Deutschen suggerieren.

Auch die Relatitivät der Zuschreibung von schwarz und weiß als konträre Hautfarben kann durch die ruandische Wahrnehmung der Deutschen als „rote Männer“ thematisiert werden. Vertiefend bietet sich anschließend eine kritische Diskussion der Hamitentheorie sowie der Erfindung der Tutsi als „Rasse“ mit hellerer Hautfarbe an.

Download Arbeitsblatt Kolonialherrschaft Ruanda


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