Aufruf zur Mitarbeit: Studie zum Einsatz historischer Spielfilme im Geschichtsunterricht

Historische Spielfilme erfreuten sich schon vor Jahrzehnten großer Beliebtheit und auch in den letzten Jahren strömten Millionen Zuschauer in die Kinos, um „Der Untergang“, „Das Leben der Anderen“, „Inglourious Basterds“ oder „Die Päpstin“ zu sehen.

Angesichts der großen alltagsgeschichtlichen Bedeutung dieses Mediums möchte ich im Rahmen meiner Masterarbeit mithilfe einer Online-Befragung den Einsatz historischer Spielfilme im Geschichtsunterricht untersuchen.

Hierzu suche ich möglichst viele Teilnehmer – meine Befragung richtet sich an alle Geschichtslehrkräfte der allgemeinbildenden Schulen ab Klasse 5. Ihre Meinung und Ihre Erfahrungen sind gefragt! Was denken Sie generell über historische Spielfilme? Wie bewerten Sie das geschichtsdidaktische Potenzial und inwiefern haben Sie historische Spielfilme bislang in Ihrem Unterricht eingesetzt?

Beantworten Sie diese und einige weitere Fragen und unterstützen Sie damit meine Studie! Das Ausfüllen des Online-Fragebogens ist anonym und nimmt ca. 10 Minuten in Anspruch.

Unter folgendem Link können Sie bis zum 11.07.2010 an meiner Forschung teilnehmen: 

https://www.soscisurvey.de/SpielfilmeGU

Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung!

Britta Wehen

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Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
Institut für Geschichte
Abteilung für Didaktik der Geschichte
Wissenschaftliche Betreuung durch Prof. Dietmar von Reeken und Dr. Berit Pleitner
E-Mail:       Historische-Spielfilme@gmx.de

Einsatz von Computer und Internet im Geschichtsunterricht

Hilke Günther-Arndt schreibt: „Solange ein erheblicher Teil der kognitiven Kapazität durch die Bedienung der Programme absorbiert wird, bleibt der didaktische Nutzen der Computer ambivalent: Zwar wird das Lernziel ‚Mit den neuen Medien umgehen‘ erreicht, aber bei den Fachzielen müssen teilweise noch Abstriche hingenommen werden. Erst wenn sich die Alternative ‚Bedienkompetenz‘ versus ‚historische Kompetenz‘ nicht mehr stellt, wird der Computer ein selbstverständlicher Bestandteil für guten Geschichtsunterricht werden.“ (aus: Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, 2003, S. 219.)

Gilt diese Aussage auch noch 2010? Bieten Programme und digitale Werkzeuge vielleicht nicht doch auch trotz eventueller Einarbeitung einen ‚Mehrwert“ für historisches Lernen?

Virtuelle Mahnmale in sozialen Netzwerken?

Brenna Ehrlich zeigt sich in ihrem Beitrag auf mashable recht begeistert von der Idee. Sie sieht darin ein Wiederbeleben der Opfer und „a fascinating use of social media as an educational tool“. Sehr viel kritischer beurteilt J. A. Heyer in ihrem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung die Einrichtung einer Facebookseite für den 1942 in Madjanek ermordeten Henio Zytormski, der 1933 im polnischen Lublin geboren wurde. Weitere Berichte finden sich u.a. in der Zeit, auf 3Sat-online sowie bei Café Babel.

Ein ähnliches Projekt lief übrigens letztes Jahr gleichfalls in Polen zur Erinnerung an den Warschauer Aufstand 1944. Unter dem Titel „Kumpel z powstania“ (Ein Freund aus dem Aufstand) berichteten Sosna und Kostek Dwadziesciatrzy 63 Tage lang vom Beginn bis zum Ende des Aufstands auf ihren Facebookseiten. Eine kurze Zusammenfassung des Projekts auf Deutsch findet sich auf scholar-online. So sieht die Seite von Sosna heute nach Ende des Projekts aus, inklusive personalisierter Werbeanzeigen auf der rechten Seite:

Eigentlich eine schöne Idee, trotzdem bin ich eher skeptisch, was den Unterrichtseinsatz oder noch weitergehend die Idee, wie in der SZ zu lesen, Schüler Tausende von Facebookprofilen für die gefallenen alliierten Soldaten „kreieren zu lassen“, angeht. Ein Projekt, das von den Schülern gewünscht und getragen wird, vielleicht, aber mit Sicherheit keine Vorgabe als abzuarbeitende Aufgabe von Seiten des Lehrers. Virtuelle Mahnmale bedürfen ebenso wie die  materiellen der dauerhaften Pflege und auch des Schutzes gegen eventuellen Missbrauch.

Wer über ein entsprechendes Projekt nachdenkt, sollte zumindest überlegen, ob werbefreie Blogs eine angemessenere Umgebung sein könnten (siehe  die Werbung auf dem Facebook-Screenshot oben). Allerdings fehlt Blogs der „Community“-Charakter eines sozialen Netzwerks, und da sich die Generation der sogenannten „Digital Natives“ bekanntlich vor allem in diesen Netzwerken aufhält, aber wenig bis gar nicht in Blogs, wird man auch weniger Jugendliche erreichen als auf facebook, wkw oder studiVZ. Die oben genannten Artikel und mehr noch direkt die entsprechenden Facebookseiten können aber sehr wohl dazu dienen, um mit Schülern ins Gespräch über Formen des Gedenkens und der Erinnerungskultur einzusteigen.

Warum sich die Fahrt zur iMedia dieses Jahr besonders lohnt

Die iMedia 2010 in Mainz findet dieses Jahr am 20.05. statt. Bei einem ersten Überblick über das gerade online gestellte Programm ist mir aufgefallen, dass sich ein Besuch für Geschichtslehrer in diesem Jahr besonders lohnt. Mehrere „Infoshops“ beschäftigen sich speziell mit digitalen Werkzeugen im Geschichtsunterricht. Das aktuelle Programm findet sich hier.

TwHistory: Paulskirchenprojekt

Tom Caswell von TwHistory hat in einer Twitterliste noch einmal alle Tweets des Paulskirchenprojekts zusammengefasst:

http://twitter.com/tom4cam/paulskirchenprojekt

Weitere Projekte zur Arbeit mit twitter im Geschichtsunterricht sind in der Planung. Das Rekonstruieren von Geschichte in 140 Zeichen scheint noch Potential für den Unterricht als digitale Form des Rollenspiels zu bergen.

Paulskirchenprojekt en français

Lyonel Kaufmann gibt in seinem Blog eine Zusammenfassung des Twitter- und Blogprojekts auf Französisch. Für alle, die des Französischen mächtig sind, bietet Lyonel Kaufmann, der in der Lehrerfortbildung an der Haute Ecole Pédagogique in Lausanne in der Schweiz arbeitet, umfangreiche Seiten, von denen der Blog nur ein Teil ist,  mit zahlreichen Informationen, Anregungen und Überlegungen rund um den Geschichtsunterricht und vor allem dessen Entwicklung mit digitalen Medien. #Lesenswert!

My history network

Nach einer langen Winterpause beginnen wir gerade damit das weltweite Lehrer-Schüler-Netzwerk wiederzubeleben. Hier dann also noch mal (weil an anderer Stelle in diesem Blog schon ausführlicher vorgestellt) die herzliche Einladung an alle GeschichtslehrerInnen mit oder ohne ihre Schüler (eher für die Oberstufe geeignet) dem ning-Netzwerk beizutreten, um mit Schülern und Kollegen aus aller Welt über Geschichte und Geschichtsunterricht zu diskutieren. Nach einer ersten Probephase im Herbst 2009 muss ich sagen, myhistorynetwork ist eine äußerst interessante und bereichernde Plattform.

http://myhistorynetwork.ning.com/

Motivationsknick im Geschichtsunterricht

Ausgehend von den Kommentaren der letzten Tage zu dem Artikel über die Geschichtslehrerausbildung möchte ich einige Gedanken zu dem regelmäßigen zu beobachtenden und schon mehrfach beschriebenen Einbruch der Motivation nach nur wenigen Wochen Geschichtsunterricht zur Diskussion stellen, der je nach Beginn des Schuljahres in den Wochen vor den Weihnachtsferien einsetzt.

Die meisten Schüler starten mit großem Interesse und Begeisterung in das neue Fach Geschichte, was ihnen je nach Bundesland zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt in der weiterführenden Schule angeboten wird. Diese hohe Motivation lässt jedoch erfahrungsgemäß nach bei oft gleichbleibend hohem Interesse an Geschichte außerhalb der Schule. Einzelne Themen sprechen die Schüler oder Schülergruppen in der Folge noch besonders an, wie z.B.  viele Jungen, die sich für Schlachten und militärgeschichtliche Aspekte interessieren. Nur wenige Schüler interessieren sich dauerhaft für die besondere schulische Form von Geschichte. Zeitlich und inhaltlich lässt sich dieser Motivationsknick recht genau bestimmen: Er liegt zumeist bei Einsetzen der Behandlung der politischen Geschichte des antiken Griechenlands.

Warum ist das so? Ich sehe da mehrere Gründe.  Hier einige, zugegebermaßen noch etwas unausgegorene Ideen:

Die Beschäftigung mit dem antiken Griechenland markiert zumeist den Übergang zur Arbeit mit schriftlichen Quellen und Heranführung an die Methoden der Quellenkritik. Kinder haben ein sehr faktenorientiertes Interesse an Geschichte. Wie mehrere Untersuchungen zum Geschichtsbewusstsein von Kindern und Jugendlichen nahe legen,  stellt für die meisten eine kritische Heransgehensweise an Quellen eine Überforderung dar. Zudem entfernt man sich mit der thematischen Schwerpunktsetzung auf der Entwicklung der Staatsformen, insbesondere der attischen Demokratie, so weit wie irgend möglich von der Interessen und der Lebenswelt der der 12-13jährigen Schüler.

Das heißt nicht, dass reflektiertes Geschichtsbewusstsein und politische Geschichte nicht schon früh thematisiert und geübt werden können; im Gegenteil es müssen ädequate Formen der Vermittlung gefunden werden. Die empirischen Untersuchungen deuten hier nämlich auf ein Scheitern des aktuellen Unterrichts hin, das sich eben auch in einer rapiden nachlassenden Motivationskurve nach wenigen Wochen Geschichtsunterricht widerspiegelt.

Die Schule und das alte Ägypten – eine Frage der Lehrerausbildung

Welcher Geschichtslehrer kennt das nicht? Nach Jahren des Studiums das erste Mal Anfangsunterricht und plötzlich muss man begeisterten Sechst- oder Siebtklässlern etwas über die Steinzeit und das alte Ägypten beibringen. Steinzeit? Altes Ägypten? Zumindest in meinem Geschichtsstudium kam das nicht vor, sondern die für angehende Lehrer vermittelte Geschichte beschränkte sich auf schriftliche Quellen und die Zeit ab der klassischen Antike bis heute. Daher – so war es zumindest bei mir – kannten die Schüler sich – trotz kurzfristigen aber intensiven Einlesens meinerseits – aus ihren „Was ist was“-Büchern und aus Fernsehdokumentationen viel besser im alten Ägypten aus als ich (siehe auch hier). Ähnliches gilt nur oft unter beiderseitigem Unwissen für die Entstehung und Verbreitung des Islam, die in allen Lehrplänen und Geschichtsbüchern fest verankert ist. Leidliche Folge ist, dass im Geschichtsunterricht in diesen Bereichen weitgehend veraltete Ideen und überholte wissenschaftliche Vorstellungen vermittelt werden.

Im Idealfall lesen Lehrer sich in die Bereiche der Vor- und Frühgeschichte, des alten Ägypten, der Archäologie selbst für den Unterricht ein, ausgebildet werden sie dafür aber nicht. Angesichts erhöhter Stundendeputate, zunehmenden Zeit- und Leistungsdrucks in der Schule kennen sie oft selbst aber auch nur  die entsprechenden Texte und Quellen des eingesetzten Lehrbuchs, da zu einer tiefergehenden und umfassenden Vorbereitung die Zeit fehlt. Zugegebenermaßen sind die Zeiten vor der Antike i.d.R. nicht mehr in den Lehrplänen der Oberstufe vertreten (warum eigentlich?), trotzdem denke ich, dass es ein Mangel des Studiums ist, dass Grundwissen in den schulrelevanten Nachbardisziplinen nicht verpflichtend vermittelt wird.  Um den Unterricht zu professionalisieren und auch das fachkundig vermittelte Quellenrepertoire zu erweitern, das sich bei vielen Kollegen bedingt durch das Studium weitgehend auf schriftliche Quellen und den mehr oder weniger kompetenten Umgang mit wenigen Bildquellen beschränkt, wäre hier eine Aufnahme dieser Inhalte in das Lehramtsstudium wünschenswert.

Es mag der falsche Moment scheinen, nachdem die KMK gerade eine Entschlackung der reformierten Studiengänge beschlossen hat, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, weil sich so viel verändert, fände ich es sinnvoll, dass an den Universitäten darüber auch nachgedacht wird, ob nicht ein einführender Grundkurs, z.B. in einer Ringvorlesung für angehende Geschichtslehrer verpflichtend in das Studienprogramm aufgenommen wird.

Beitragen könnten zu so einem Basiskurs je nach Universität die Fächer Klassische Archäologie, Ägyptologie, Altorientalistik, Vor- und Frühgeschichte, i.S. einer Verstärkung der weltgeschichtlichen Perspektive auch die Sinologie, Japanologie sowie die Zentalasien- und Islamwissenschaften. Natürlich wäre es aufwändig, aber entsprechende Veranstaltungen müssten im ureigensten Interesse dieser Fächer liegen:  Müssen doch viele diese Fächer an den Universitäten um ihre Existenz kämpfen. Als Zugebende in Lehramtsstudiengänge erhielten sie nach z.T. über 200jähriger Forschungsgeschichte zusätzliche Anerkennung als „Bildungsfächer“ statt als bloße „exotischer Orchideenkulturen“ zu gelten. Zudem könnten sie so die Reichweite ihrer Forschungfragen und -ergebnisse entscheidend vergrößern und sie über die Schulen verstärkt in die Gesellschaft tragen.

Vielleicht wäre es möglich, von Seiten der Berufsverbände entsprechende Anregungen an die Universitäten weiterzugeben? Vielleicht gibt es bereits solche Überblicksveranstaltungen an einzelnen Unis? Dann wäre es gut, diese als Modell bekannter zu machen.