Für Einsteiger 1: Foren

Eine Forums-Funktion findet sich standardmäßig in allen mir bekannten Lernplattformen wie z.B. moodle, lo-net2 oder eTwinning, die als virtuelle Klassenräume in der Schule genutzt werden können. Es ist ein sehr einfaches Werkzeug, daher nur von begrenztem Nutzen, aber m.E. sehr gut für den Einstieg geeignet.

Ein Forum ist eine Art „Schwarzes Brett“, an das Nachrichten „geheftet“ werden können. Foren funktionieren asynchron, d.h. man muss nicht zeitgleich online sein, sondern kann zeitversetzt arbeiten. Die eingestellten Fragen und Nachrichten bleiben erhalten, sind jederzeit einsehbar und können ergänzt oder beantwortet werden.

In der Regel sind die Nachrichten für alle Mitglieder sichtbar. Die Lese- und Schreibrechte, wer Nachrichten hinterlassen darf oder nicht, sind individuell einstellbar. Kann nur die Lehrkraft schreiben, dient das Forum der Weitergabe von Informationen an alle. Vorteil gegenüber der E-Mail ist, dass die Nachricht mit Datum aushängt und niemand behaupten kann, er habe sie nicht erhalten. Gibt man an alle Schreibrechte, lässt sich ein Forumvielfältig im Unterricht nutzen, was ich an einigen Beispielen aufzeigen möchte.

Die Anwendung ist ähnlich wie die meisten anderen Werkzeugen (digital oder nicht) an sich nicht fachspezifisch bestimmt, sondern allgemein für jeden Fachunterricht gültig. Fachspezifisch sind dann jeweils die Inhalte, mit denen gearbeitet wird.

Zur Vorbereitung von Klassenarbeiten, Klausuren, Abiturprüfungen sowie zur gegenseitigen Unterstüzung z.B. bei den Hausaufgaben können Schüler gemeinsam mit der Lehrkraft ein Forum gut nutzen. Die Schüler können Fragen einstellen, die von ihren Mitschülern oder der Lehrkraft beantwortet werden. Alle Fragen und Antworten sind jederzeit für alle Teilnehmer lesbar, so dass niemand benachteiligt wird und alle von den Fragen und Antworten profitieren und lernen können.

Zum Einstieg in einer Unterrichtsreihe kann ein Forum sinnvoll eingesetzt werden: Ausgehend von einer Einstiegsfrage schreiben die Schüler ihre Antworten ins Forum und nehmen idealerweise in ihren Antworten bezug auf vorgehende Antworten ihrer Mitschüler. Diese Methode  des Foreneinsatzes wird an Universitäten häufig zur Vor- oder Nachbereitungs von Seminarsitzungen verwendet. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass das Verfahren nicht zu oft und allzu mechanisch angewandt wird.

In meinem eigenen Unterricht habe ich so den Einstieg in eine Unterrichtsreihe über den 1. Weltkrieg mit einer französischen Partnerklasse gestaltet. Ausgehend von der Frage: „Welche Bedeutung hat der 1. Weltkrieg heute für dich, in deinem Land?“ haben die Schüler aus Deutschland und Frankreich ihre Antworten ins Forum geschrieben. Der Unterschied der Erinnerungskulturen der beiden Länder („la grande guerre“, Armistice de 1918), auf den wir Lehrer abgezielt hatten, kam leider nicht durch, da auch die französischen Schüler sagten, dass der 1. Weltkrieg kaum noch eine Bedeutung für sie oder ihr Land habe. Auch das fanden wir eine interessante Erkenntnis. Durch die Zusammenarbeit von zwei Oberstufenkursen hatten wir allerdings fast 50 schreibende Schüler, so dass am Ende die Beiträge sich sehr stark wiederholten und unübersichtlich wurden. Hier kann es sinnvoll sein, dass die Schüler einen Beitrag in Kleingruppen vorbereiten und erstellen, um die Anzahl der Einträge zu reduzieren. Die Vorbereitung in Kleingruppen kann einigen (gerade schwächeren) Schülern helfen, die Frage und ihre Antwort im Dialog mit ihren Mitschülern stärker zu durchdenken.

Mit einer anderen Form des Forumeinsatzes im Unterricht – gleichfalls zum Einstieg, diesmal als Epocheneinstieg in die Frühe Neuzeit – habe ich im Unterricht gute Erfahrungen gemacht. Die Schüler hatten den Auftrag, sich die Seiten von pastperfect anzuschauen und dort ein wenig herumzustöbern. Während der Unterrichtsstunde sollten sie eine inhaltliche Frage im Forum selber stellen und mindestens eine Frage ihrer Mitschüler beantworten. Dadurch dass die Fragen und Antworten stehen bleiben, lässt sich die Mitarbeit in solchen Stunden hervorragend evaluieren und gegebenenfalls auch in Mitarbeitsnoten umsetzen. Zudem erreicht man auf diese Weise eine Beteiligung aller (!) Schüler am Unterricht, der sich sogar noch individuell an den Interessen der Lernenden ausrichtet. Die Seiten von pastperfect mit ihrer assoziativen Hypertextstruktur sind für diese Herangehensweise besonders geeignet.

 

 

Die genannten Beispiele sind hoffentlich anregend, aber sicher keine umfassende Auflistung der Einsatzmöglichkeiten von Foren im Unterricht. Deshalb die Bitte weitere Anregungen und Ideen, eigene Unterrichtserfahrungen über die Kommentarfunktion zu ergänzen.

 

Unterrichtseinheit: die Paulskirche live

Ein Vorschlag für eine Unterrichtseinheit zur Paulskirche mit wiki, Twitter und Blog ist gerade bei lehrer-online erschienen.

Die Unterrichtseinheit beschreibt den Versuch, vor allem twitter und einen Blog in einen quellenorientierten Geschichtsunterricht einzubauen. Angeregt wurde der Unterrichtsversuch durch das Projekt twhistory, das auch schon an anderer Stelle in diesem Blog beschrieben wurde.

Eine Kurzbeschreibung des Projekts auf Deutsch, Englisch und Polnisch findet sich auch in der Projektgalerie auf scholar-online.

Ich würde mich über Reaktionen, Kommentare, Anregungen und Kritik, andere Erfahrungen mit diesen Werkzeugen im Unterricht freuen.

Durchs Abi googlen?

Interessanter Artikel in der Süddeutschen vom Montag: In Dänemark werden nun allgemein Computer und Internetzugang bei den Abiturprüfungen zugelassen. Damit soll in den Schulen der Weg Richtung Gesellschaft beschritten werden: Nicht mehr auswendig gelerntes Wissen reproduzieren, sondern Informations- und Präsentationskompetenz sind gefragt. Ein kritisch, reflektierter Umgang mit den Informationsmöglichkeiten soll so eingeübt werden, so wie sie vermutlich in Studium und am Arbeitsplatz auch benötigt werden. Ob man hierzulande auch verstehen wird, dass das kein weniger an Lernen, sondern schlicht ein anderes Lernen ist?  Bin gespannt, ob der  europaweit einmalige Vorstoß Nachahmer finden wird… vorstellen kann ich mir das in Deutschland auf jeden Fall noch nicht. Es sind ja nicht nur die Prüfungen andere, auch der Unterricht muss dementsprechend angepasst werden: „Das Einordnen, Gewichten und Beurteilen von Informationen soll mehr ins Zentrum rücken.“ Auf jeden Fall mutig und spannend weiterzuverfolgen.

Übrigens mindestens ebenso interessant ist die Frage, wie sich die im Artikel angesprochenden Probleme mit den erweiterterten Mogelmöglichkeiten in den Griff bekommen lassen. Mit einer Mischung aus Vertrauen und Technik?  Die Worte des Profs aus Aalborg klingen nach einer sehr pragmatisch realistischen Haltung: Gepfuscht wird immer. Stimmt wohl… 😉

Lesetipp Newsletter: Lernen aus der Geschichte

Der aktuelle Newsletter des Portals Lernen-aus-der-Geschichte widmet sich in seiner heutigen Ausgabe dem Schwerpunkt: Lernen mit digitalen Medien (pdf).

U.a. enthält der Newsletter einen lesenswerten Überblick von Thomas Spahn zu „Schule digital, Geschichtsunterricht digital? Ein Plädoyer für eine fachdidaktische Perspektive“, ein Debattenbeitrag zu „Erinnerungskulturen online“ von Dörte Hein sowie ein Hinweis zur „Arbeit mit Videointerviews in der Schule“ aus dem Projekt „Zeugen der Shoah“ in Berlin und Brandenburg.

An dieser Stelle dann auch gleich ein Dankeschön an die Redakteure für den sehr wohlwollenden Hinweis auf diesen Blog 😉

Ein wiki als interaktives Geschichtsbuch

Wiederum der Verweis auf ein Projekt von Alexander König, das er kurz in seinem Blog vorstellt: absolut lesenswert und spannender Ansatz. Ich bin gespannt auf die Fortführung. Vielleicht ließe sich das wiki auch durch Beiträge von Oberstufenkursen erweitern und ergänzen.

Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt übrigens das in den kommenden Wochen (der Start wurde leider mehrfach verschoben) startende Projekt classroom4.eu [Seite existiert nicht mehr], das hier im Blog auch schon ausführlicher vorgestellt wurde. Aus einem kultur- bzw. zivilisationsgeschichtlichen Ansatz werden dort Schüler der Sekundarstufe II europaweit ihre regionale Geschichte erforschen und ihre Ergebnisse online publizieren. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte auch hier in Form eines wikis ein Ansatz für ein interaktives Geschichtsbuch zur europäischen Kulturgeschichte entstehen, das in den kommenden Jahren gepflegt und ausgebaut werden könnte.

Schulbuchanalyse im Unterricht

Das Schulbuch ist weiterhin das unangefochtene Leitmedium im Geschichtsunterricht. Ähnlich wie für andere Medien müsste hier eigentlich gelten, die Schüler zu einem selbstbewussten und kritischen Umgang anzuleiten. Dafür scheint es mir notwendig, dass die Schüler altersgemäß Aufbau und Konstruktionscharakter des Schulbuchs als eine Form von Geschichtskultur kennen lernen.

Eine Möglichkeit besteht darin, dass die Schüler aus vorgegebenen Materialien zu einem Thema eine Schulbuchseite selbst erstellen. Das ist heutzutage schon mit einfachen Textverarbeitungsprogrammen relativ professionell möglich. Zur Not geht das aber auch mit Papierbögen, Schere und Kleber. Die in Kleingruppen erstellten Seiten können dann gegenseitig bewertet und die Bewertungskriterien diskutiert werden. Dieses Vorgehen ist auch schon mit relativ jungen Schülern möglich und bietet sich als Abschluss einer Unterrichtsreihe zur Wiederholung und Sicherung des Gelernten an.

Eher für die Oberstufe geeignet ist der zweite Vorschlag: Zunächst werden mit den Schülern als Experten für die Arbeit mit Schulbüchern gemeinsam Kriterien gesammelt, diskutiert und gewichtet. Anschließend erhalten die Schüler in Kleingruppen jeweils ein Geschichtsbuch zur Analyse anhand der vorher fixierten Kriterien. Um den Arbeits- und Zeitumfang einzugrenzen sollte der Schwerpunkt auf ein bestimmtes Kapitel  gelegt werden, idealerweise dasjenige, was gerade inhaltlich im Unterricht behandelt wird oder gerade abgeschlossen wurde.

Die Schüler führen die Analyse selbstständig durch und bewerten das Buch . Als Vergleichsfolie kann ihnen dabei das im Unterricht eingesetzte Geschichtsbuch dienen. Abschließend stellen alle Gruppen ihre Schulbuchanalysen vor und erklären, wo sie Vor- und Nachteile gegenüber dem eingeführten Buch sehen. Alternativ lassen sich die Ergebnisse auch schriftlich fixieren und in einer kleinen Ausstellung als „Schulbuchbasar“ präsentieren.

P.S. Letztes Jahr haben die Schüler des 12er Leistungskurses übrigens unter den ausgewählten  Schulbüchern das deutsch-französische Geschichtsbuch besonders gut bewertet.

Suchen im Internet ohne Google

Auf dem Blog „Eine Woche ohne“ (Google) findet sich eine lange Liste mit alternativen Suchmöglichkeiten. Es lohnt, je nach Bedarf unterschiedliche Suchstrategien anzuwenden.

Siehe dazu auch den aktuellen Eintrag auf Blog4Search. Der Blog bietet auch sonst auch viele weitere Hinweise und Tipps zum Suchen und Recherchieren im Internet.

Tagung Neue Medien

Unter dem Titel Neue Medien in Alltag, Schule und Unterricht – Potentiale und Herausforderungen veranstaltet das Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung der Universität Mainz zusammen mit der AG Medienpädagogik des Instituts fürErziehungswissenschaft am 24. und 25. September 2009 eine Tagung. In Praxisworkshops werden u.a. eTwinning und Medienkompetenz macht Schule vorgestellt. Weitere Infos zur Tagung, Programm und Anmeldeformular finden sich unter www.media4education.de

Für Lehrkräfte aus Rheinland-Pfalz und Hessen ist die Tagung auch als Fortbildung anerkannt.