Lyonel Kaufmann gibt in seinem Blog eine Zusammenfassung des Twitter- und Blogprojekts auf Französisch. Für alle, die des Französischen mächtig sind, bietet Lyonel Kaufmann, der in der Lehrerfortbildung an der Haute Ecole Pédagogique in Lausanne in der Schweiz arbeitet, umfangreiche Seiten, von denen der Blog nur ein Teil ist, mit zahlreichen Informationen, Anregungen und Überlegungen rund um den Geschichtsunterricht und vor allem dessen Entwicklung mit digitalen Medien. #Lesenswert!
Archiv der Kategorie: Internet
Indian Ocean in World History
IndianOceanHistory ist ein großartiges, englischsprachiges Portal zur Geschichte des Indischen Ozeans in globaler Perspektive. Das Portal bietet interaktive Karten von der Antike bis heute, über die zunächst der geographische Raum des indischen Ozeans definiert sind und die in jeder Großepoche mit Mouseover-Buttons Informationen zu verschiedenen Schwerpunkten wie Karten, Reisende, Handelsgüter usw. bieten.
Es gibt zudem für Schüler und Lehrer einleitende Texte (im pdf-Format) sowie weitere Leseempfehlungen. Für den Einsatz im Unterricht werden darüber hinaus Unterrichtsanregungen und Aufgaben angeboten.
Für interessierte Schülergruppen mit entsprechenden Englischkenntnissen (d.h. wohl wenn für bilinguale Schulzweige und Leistungskurse) bietet die Seite eine hevorragende Möglichkeit, die eurozentrische Perspektive zu verlassen und eine andere Weltregion vergleichend in den Unterricht hinzuzunehmen. Da davon auszugehen ist, dass auch die wenigsten Geschichtslehrer sich in der Geographie und der Geschichte des Raums gut auskennen, eignen sich die optisch schön gestalteten Seiten gut, um sich selbst erstmals mit dem Thema und der Region auseinanderzusetzen und damit seinen eigenen Horizont zu erweiteren.
Webportal: Lernen aus der Geschichte
Neuer Webauftritt von Lernen-aus-der-Geschichte in Betaversion. Wer bis zum 20. Januar noch mit testen will: http://lernen-aus-der-geschichte.de/
Für Einsteiger 1: Foren
Eine Forums-Funktion findet sich standardmäßig in allen mir bekannten Lernplattformen wie z.B. moodle, lo-net2 oder eTwinning, die als virtuelle Klassenräume in der Schule genutzt werden können. Es ist ein sehr einfaches Werkzeug, daher nur von begrenztem Nutzen, aber m.E. sehr gut für den Einstieg geeignet.
Ein Forum ist eine Art „Schwarzes Brett“, an das Nachrichten „geheftet“ werden können. Foren funktionieren asynchron, d.h. man muss nicht zeitgleich online sein, sondern kann zeitversetzt arbeiten. Die eingestellten Fragen und Nachrichten bleiben erhalten, sind jederzeit einsehbar und können ergänzt oder beantwortet werden.
In der Regel sind die Nachrichten für alle Mitglieder sichtbar. Die Lese- und Schreibrechte, wer Nachrichten hinterlassen darf oder nicht, sind individuell einstellbar. Kann nur die Lehrkraft schreiben, dient das Forum der Weitergabe von Informationen an alle. Vorteil gegenüber der E-Mail ist, dass die Nachricht mit Datum aushängt und niemand behaupten kann, er habe sie nicht erhalten. Gibt man an alle Schreibrechte, lässt sich ein Forumvielfältig im Unterricht nutzen, was ich an einigen Beispielen aufzeigen möchte.
Die Anwendung ist ähnlich wie die meisten anderen Werkzeugen (digital oder nicht) an sich nicht fachspezifisch bestimmt, sondern allgemein für jeden Fachunterricht gültig. Fachspezifisch sind dann jeweils die Inhalte, mit denen gearbeitet wird.
Zur Vorbereitung von Klassenarbeiten, Klausuren, Abiturprüfungen sowie zur gegenseitigen Unterstüzung z.B. bei den Hausaufgaben können Schüler gemeinsam mit der Lehrkraft ein Forum gut nutzen. Die Schüler können Fragen einstellen, die von ihren Mitschülern oder der Lehrkraft beantwortet werden. Alle Fragen und Antworten sind jederzeit für alle Teilnehmer lesbar, so dass niemand benachteiligt wird und alle von den Fragen und Antworten profitieren und lernen können.
Zum Einstieg in einer Unterrichtsreihe kann ein Forum sinnvoll eingesetzt werden: Ausgehend von einer Einstiegsfrage schreiben die Schüler ihre Antworten ins Forum und nehmen idealerweise in ihren Antworten bezug auf vorgehende Antworten ihrer Mitschüler. Diese Methode des Foreneinsatzes wird an Universitäten häufig zur Vor- oder Nachbereitungs von Seminarsitzungen verwendet. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass das Verfahren nicht zu oft und allzu mechanisch angewandt wird.
In meinem eigenen Unterricht habe ich so den Einstieg in eine Unterrichtsreihe über den 1. Weltkrieg mit einer französischen Partnerklasse gestaltet. Ausgehend von der Frage: „Welche Bedeutung hat der 1. Weltkrieg heute für dich, in deinem Land?“ haben die Schüler aus Deutschland und Frankreich ihre Antworten ins Forum geschrieben. Der Unterschied der Erinnerungskulturen der beiden Länder („la grande guerre“, Armistice de 1918), auf den wir Lehrer abgezielt hatten, kam leider nicht durch, da auch die französischen Schüler sagten, dass der 1. Weltkrieg kaum noch eine Bedeutung für sie oder ihr Land habe. Auch das fanden wir eine interessante Erkenntnis. Durch die Zusammenarbeit von zwei Oberstufenkursen hatten wir allerdings fast 50 schreibende Schüler, so dass am Ende die Beiträge sich sehr stark wiederholten und unübersichtlich wurden. Hier kann es sinnvoll sein, dass die Schüler einen Beitrag in Kleingruppen vorbereiten und erstellen, um die Anzahl der Einträge zu reduzieren. Die Vorbereitung in Kleingruppen kann einigen (gerade schwächeren) Schülern helfen, die Frage und ihre Antwort im Dialog mit ihren Mitschülern stärker zu durchdenken.
Mit einer anderen Form des Forumeinsatzes im Unterricht – gleichfalls zum Einstieg, diesmal als Epocheneinstieg in die Frühe Neuzeit – habe ich im Unterricht gute Erfahrungen gemacht. Die Schüler hatten den Auftrag, sich die Seiten von pastperfect anzuschauen und dort ein wenig herumzustöbern. Während der Unterrichtsstunde sollten sie eine inhaltliche Frage im Forum selber stellen und mindestens eine Frage ihrer Mitschüler beantworten. Dadurch dass die Fragen und Antworten stehen bleiben, lässt sich die Mitarbeit in solchen Stunden hervorragend evaluieren und gegebenenfalls auch in Mitarbeitsnoten umsetzen. Zudem erreicht man auf diese Weise eine Beteiligung aller (!) Schüler am Unterricht, der sich sogar noch individuell an den Interessen der Lernenden ausrichtet. Die Seiten von pastperfect mit ihrer assoziativen Hypertextstruktur sind für diese Herangehensweise besonders geeignet.
Die genannten Beispiele sind hoffentlich anregend, aber sicher keine umfassende Auflistung der Einsatzmöglichkeiten von Foren im Unterricht. Deshalb die Bitte weitere Anregungen und Ideen, eigene Unterrichtserfahrungen über die Kommentarfunktion zu ergänzen.
Übersicht Lehrerfreund
Umfangreiche, gut kommentierte und aktualisierte Übersicht zu „neuen“ Medien und Internet im Geschichtsunterricht beim Lehrerfreund.
PS. … und ein Dank für die nette Verlinkung des Blogs hier!
Social bookmarking: Featured groups on Diigo
Nicht nur eine Frage der Relevanz…
Aufmerksam geworden durch den Eintrag auf archivalia hier nun der Hinweis auf einen sehr lesenswerten Artikel über Relevanz- und Löschkriterien bei wikipedia und ein paar eigene Gedanken zum Thema in bezug auf den Einsatz von wikipedia in der Schule. Ich denke, diese Infos gilt es sowohl für aktiv beitragende als auch für rezeptive Arbeit mit wikipedia zu berücksichtigen.
Der m.E. legitime Versuch, Kriterien für die Relevanz von Einträgen in wikipedia zu erstellen, ist offensichtlich in eine Orientierung an z.Zt. recht willkürlich gesetzten Quantitäten und eine Bindung an vermeintlich durch redaktionelle Auswahl Relevanz schaffende (alte) Medien wie Print und TV gemündet. Keine Berücksichtigung findet alles, was ausschließlich im Netz stattfindet und nur dort veröffentlicht wird. Das gleiche gilt für neue Forschungsansätze. Somit wird nur altes, scheinbar bewährtes Wissen aufgenommen. Ebenso problematisch wie der hier durchscheinende Wissensbegriff ist der zweifelhafte Umgang der Administratoren mit ihren Lösch- und Zensurrechten (siehe dazu den Eintrag: Wikipediastrafrecht, oder: die sadistische Arrgonz der Admins auf archivalia). Qualität und Relevanz sind zwei verschiedene Dinge. Qualitätssicherung ist absolut grundlegend für wikipedia und ihren Nutzwert, kann aber über andere Mittel erreicht werden; die Relevanzkriterien erscheinen mir hingegen äußerst fragwürdig.
Das alles kann man als „vordigital“, „konservativ“ oder „reaktionär“ bezeichnen, auf jeden Fall ist das Wissen um das Funktionieren von wikipedia „relevant“ für deren Nutzung, auch im schulischen Bereich, wo ein kritischer Umgang mit wikipedia als Informationsquelle eingeübt werden sollte und eine aktive Mitgestaltung der wikipedia durch Schüler aufgrund des oben genannten schwierig wird. Erfahrungen haben dazu auch meine Schüler schon gemacht, deren Artikel, ein Ergebnis ihres Beitrags für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gleichfalls zur Löschung vorgeschlagen wurde. D.h. ich muss mir als Lehrer gut überlegen, was ich dort recherchieren lasse und ob ich mit meinen Schüler etwas zum „Weltwissen“ der wikipedia beitragen möchte. Nur weil etwas bisher nicht in wikipedia steht, heißt das nicht, dass es das nicht gibt oder dass es zukünftig darin stehen wird. Es lohnt auch nicht in seinem Fachgebiet nach Lücken in der wikipedia zu suchen und diese gemeinsam mit Schülern in Projektform aufzuarbeiten. Gerade innovative, selbst erstellte und eigenständig recherchierte Inhalte (wie in dem Fall des o.g. Schüler-Projekts) laufen Gefahr, der Löschkontrolle zum Opfer fallen. Eigene wikis, die möglichst nicht nur auf der „Insel“ oder im „Hafen “ eines geschlossenen moodles-Kurses liegen, sind da auf jeden Fall die bessere Alternative.
Aktuell bietet auch Spiegel-Online in einem Artikel einen Überblick zum Thema mit weiteren Links. Sehr empfehlenswert als Gegenposition zum Eingangsartikel der Beitrag von Torsten Kleinz als Plädoyer für durchdachte Relevanzkriterien.
PS. Einen Einblick in die wikipedia-Kultur durch eine der Diskussionen um Relevanz bei wikipedia ermöglicht übrigens auch der Blog von Jean-Pol Martin in verschiedenen Einträgen und Kommentaren.
web 2.0 vs Lernplattformen?
In den letzten Tagen ist an verschiedenen Orten das Verhältnis von offenem web 2.0 und geschlossenen Lernplattformen diskutiert worden. Michael Kerres bezeichnet Lernmanagementsysteme (LMS) als isolierte „Insel“ im Ozean des Internets, die oft ein „Datengrab […] ohne Leben“ blieben. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung aus der Arbeit mit Lernplattformen in der Schule bestätigen. Peter Baumgartner hingegen betont die „Aktivitäten der Lernenden“ und stellt ihre persönliche Vernetzung (entgegen der rein inhaltlichen durch Links) heraus. Baumgartner sieht einen wesentlichen Unterschied zwischen öffentlicher und privater Sphäre und macht darauf aufmerksam, dass es für das Lernen allgemein „geschützte Räume“ brauche.
In der Tat ist es zu abzuwägen, inwieweit der Einsatz von LMS Möglichkeiten und Entwicklungspotentiale des web 2.0 einschränken. Für die Schule scheint es mir jedoch wichtig, auch auf die pädagogischen und rechtlichen Aspekte (in der Arbeit mit i.d.R. Minderjährigen) sowie auf den Rahmen hinzuweisen, in dem schulisches Lernen stattfindet. Eltern aber auch die Kollegen an den Schulen sehen aufgeschreckt durch Medienberichte zur Zeit oft stärker die Gefahren des Netzes als die Chancen, die mit dem Lernen mit und im Internet verbunden sind. Daher ist das Angebot von sicheren und werbefreien Lernräumen für Schulen ganz wichtig.
Idealerweise bieten LMS die Möglichkeit der kontrollierten netzweiten Veröffentlichung bestimmter Bereiche oder (urheber-)rechtlich unbedenklicher Arbeitsergebnisse, wie dies z.B. bei der europäischen Lernplattform eTwinning gegeben ist. Die Veröffentlichung bietet zudem die Chance am konkreten Beispiel, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von Bildern und Texten zu thematisieren. Ein grundlegender, aber recht neuer Lernbereich für die Schule, der bislang noch keinen festen Platz gefunden hat.
Die Arbeit für eine größere Öffentlichkeit als die eigene Klasse oder den eigenen Kurs (oder im schlimmsten Fall und für Schüler unverständlich für den Lehrer) ist enorm motivierend. Das gilt für die Erarbeitung von Ausstellungen innerhalb der Schule genauso wie für die Präsentation von Ergebnisse im Internet. Gesteigert kann diese Motivation zusätzlich, wenn tatsächlich auch Rückmeldungen zur eigenen Arbeit kommen und man sieht, dass die Veröffentlichungen wahrgenommen werden. Jeder Blogschreiber kennt das 😉
Insofern würde ich aus schulischer Sicht keine Gegenüberstellung von LMS und web 2.0 sehen, sondern neben dem Hinweis auf rechtliche Aspekte die sich ergänzenden Funktionen für den Einsatz im Unterricht betonen.
Einladung: Linksammeln für Geschichtslehrer
Wer hat nicht schon die Erfahrung, dass die von einem Einzelkämpfer gepflegte und oft aufgerufene Linksammlung von einem auf den anderen Tag aus dem Netz verschwunden ist? Wer hat nicht schon versucht, im Kreis der Fachkollegen eine gemeinsame Linksammlung für den Unterricht auf einer Lernplattfom einzurichten, aber es hat sich niemand beteiligt? Die Massen an angebotenen Materialien und Quellensammlungen im Internet ist von einem alleine schon lange nicht mehr zu bewältigen. Aus genau diesen Erfahrungen heraus habe ich bei diigo eine Gruppe für Geschichtslehrer eingerichtet, die im Sinne des social bookmarking den Austausch, die Bewertung, Kommentierung und Verschlagwortung von relevanten Links durch Fachkollegen für den Geschichtsunterricht erlaubt. Über die Schlagworte ist im gegensatz zu linearen Linklisten im Netz auch die Bewältigung einer großen Anzahl von Material- und Quellenverweisen handhabbar. Es würde mich freuen, wenn möglichst viele Kollegen sich beteiligten, so dass wir zu einem regen Austausch und einer nachhaltigen Linksammlung für die Unterrichtsvorbereitung kommen. Nur kurz ein eigenes Konto auf diigo einrichten, dann auf den „Apply-to-join“-Button der Gruppe klicken, der Zugang wird dann so schnell wie möglich von mir freigeschaltet.
Zu den Funktionen und Vorteilen von diigo siehe auch:
http://nachdruck.wordpress.com/ (2009)
http://www.neunetz.com/ (2007)
Nachtrag (23.09.09): Gerad entdeckt über Twitter (@david_gerlach) www.lehrerwink.de: Die Seite ist gegliedert nach Primar- und Sekundarstufe und unterscheidet entsprechend die Fächer. Sind auch schon einige Links für den Geschichtsunterricht dabei. Riesenproblem: Die Schlagwörter sind nur allgemein aufgeführt und werden nicht spezialisiert, wenn man sich z.B. auf die Unterseiten zum Geschichsunterricht begibt. Man kann zwar per Schlagwort suchen, aber einfacher wäre es natürlich über eine jeweils fachspezifische Auflistung von Schlagwörten auf die Linkempfehlungen zugreifen zu können.
Ist das schon Geschichte?
20 populäre Webseiten, wie sie bei ihrem ersten Webauftritt aussahen: nette Übersicht des britischen Telegraph.
Außerdem gibts noch einen Link zu den ältesten überlebenden Webseiten, d.h. denen am längsten unveränderten, aber noch existierenden. Fossilien aus den Jahren 1992, 1993, 1994… was hab ich da nochmal gemacht?