My history network

Nach einer langen Winterpause beginnen wir gerade damit das weltweite Lehrer-Schüler-Netzwerk wiederzubeleben. Hier dann also noch mal (weil an anderer Stelle in diesem Blog schon ausführlicher vorgestellt) die herzliche Einladung an alle GeschichtslehrerInnen mit oder ohne ihre Schüler (eher für die Oberstufe geeignet) dem ning-Netzwerk beizutreten, um mit Schülern und Kollegen aus aller Welt über Geschichte und Geschichtsunterricht zu diskutieren. Nach einer ersten Probephase im Herbst 2009 muss ich sagen, myhistorynetwork ist eine äußerst interessante und bereichernde Plattform.

http://myhistorynetwork.ning.com/

Die Schule und das alte Ägypten – eine Frage der Lehrerausbildung

Welcher Geschichtslehrer kennt das nicht? Nach Jahren des Studiums das erste Mal Anfangsunterricht und plötzlich muss man begeisterten Sechst- oder Siebtklässlern etwas über die Steinzeit und das alte Ägypten beibringen. Steinzeit? Altes Ägypten? Zumindest in meinem Geschichtsstudium kam das nicht vor, sondern die für angehende Lehrer vermittelte Geschichte beschränkte sich auf schriftliche Quellen und die Zeit ab der klassischen Antike bis heute. Daher – so war es zumindest bei mir – kannten die Schüler sich – trotz kurzfristigen aber intensiven Einlesens meinerseits – aus ihren „Was ist was“-Büchern und aus Fernsehdokumentationen viel besser im alten Ägypten aus als ich (siehe auch hier). Ähnliches gilt nur oft unter beiderseitigem Unwissen für die Entstehung und Verbreitung des Islam, die in allen Lehrplänen und Geschichtsbüchern fest verankert ist. Leidliche Folge ist, dass im Geschichtsunterricht in diesen Bereichen weitgehend veraltete Ideen und überholte wissenschaftliche Vorstellungen vermittelt werden.

Im Idealfall lesen Lehrer sich in die Bereiche der Vor- und Frühgeschichte, des alten Ägypten, der Archäologie selbst für den Unterricht ein, ausgebildet werden sie dafür aber nicht. Angesichts erhöhter Stundendeputate, zunehmenden Zeit- und Leistungsdrucks in der Schule kennen sie oft selbst aber auch nur  die entsprechenden Texte und Quellen des eingesetzten Lehrbuchs, da zu einer tiefergehenden und umfassenden Vorbereitung die Zeit fehlt. Zugegebenermaßen sind die Zeiten vor der Antike i.d.R. nicht mehr in den Lehrplänen der Oberstufe vertreten (warum eigentlich?), trotzdem denke ich, dass es ein Mangel des Studiums ist, dass Grundwissen in den schulrelevanten Nachbardisziplinen nicht verpflichtend vermittelt wird.  Um den Unterricht zu professionalisieren und auch das fachkundig vermittelte Quellenrepertoire zu erweitern, das sich bei vielen Kollegen bedingt durch das Studium weitgehend auf schriftliche Quellen und den mehr oder weniger kompetenten Umgang mit wenigen Bildquellen beschränkt, wäre hier eine Aufnahme dieser Inhalte in das Lehramtsstudium wünschenswert.

Es mag der falsche Moment scheinen, nachdem die KMK gerade eine Entschlackung der reformierten Studiengänge beschlossen hat, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, weil sich so viel verändert, fände ich es sinnvoll, dass an den Universitäten darüber auch nachgedacht wird, ob nicht ein einführender Grundkurs, z.B. in einer Ringvorlesung für angehende Geschichtslehrer verpflichtend in das Studienprogramm aufgenommen wird.

Beitragen könnten zu so einem Basiskurs je nach Universität die Fächer Klassische Archäologie, Ägyptologie, Altorientalistik, Vor- und Frühgeschichte, i.S. einer Verstärkung der weltgeschichtlichen Perspektive auch die Sinologie, Japanologie sowie die Zentalasien- und Islamwissenschaften. Natürlich wäre es aufwändig, aber entsprechende Veranstaltungen müssten im ureigensten Interesse dieser Fächer liegen:  Müssen doch viele diese Fächer an den Universitäten um ihre Existenz kämpfen. Als Zugebende in Lehramtsstudiengänge erhielten sie nach z.T. über 200jähriger Forschungsgeschichte zusätzliche Anerkennung als „Bildungsfächer“ statt als bloße „exotischer Orchideenkulturen“ zu gelten. Zudem könnten sie so die Reichweite ihrer Forschungfragen und -ergebnisse entscheidend vergrößern und sie über die Schulen verstärkt in die Gesellschaft tragen.

Vielleicht wäre es möglich, von Seiten der Berufsverbände entsprechende Anregungen an die Universitäten weiterzugeben? Vielleicht gibt es bereits solche Überblicksveranstaltungen an einzelnen Unis? Dann wäre es gut, diese als Modell bekannter zu machen.

My history network

My history network is (going to be) a network of high school students from all over the world. The network is an English speaking ning-community for those who are interested in discussing the different perspectives of history and exchange about all questions concerning history and history teaching. As in most virtual classrooms, there is a chat, forums, databases for photos and videos as well as groups on special interests like ancient or medieval history.

History teachers are invited to join the network and will get administration rights so that they will be responsible for  the invitation of their students and the administration (accept/remove/moderate) of their students‘ activities in the network.

The initiative is proposed by David Hilton who created also the History Teachers group on diigo where you can find besides more than 1000 shared, tagged and commentated links also more information about the idea and the development of the „My history network“-project.

I think this is a great idea and opportunity to propose to the more interested students in your classroom  from which  they can get a lot of benefit.

Migrationsgeschichte

Der Blogeintrag bietet zunächst einen Überblick über gute Materialien und Informationsseiten zur Behandlung des Thema Migration im Geschichts- und Sozialkundeunterricht:

Einfamilienalbum zeigt die Fotoalben einer deutsch-kurdischen Familie. Die Bilder reichen zurück bis ins späte 19. Jahrhundert und sind sowohl über einen Familien-Stammbaum als auch thematisch abrufbar.

angekommen.com ist eine Überblicksseite zu verschiedenen Webprojekten zur Migration in Rheinland und Westfalen. Besonders hervorzuheben sind sicher der lange, vom Kaiserreich bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reichende Blick auf die italienische Einwanderung sowie das beeindruckende „migration-audio-archiv“ mit einer Datenbank erzählter Migrationsgeschichte.

Top-Tipp ist The Unwanted: eine Online-Dokumentation über Umsiedlung, Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts. Durch erzählte Lebensgeschichten wird das Schicksal von Flüchtlingen und Vertriebenen nachgezeichnet und verstehbar gemacht. Leider selbst noch nicht ausgetestet, aber auf den ersten Blick sehr vielversprechend wirkt die  angebotene didaktische Aufbereitung in einem eigenen Lernportal.

Auf die aktuelle Situation gerichtet ist das Informationsportal des Netzwerkes Migration in Europa.

Außerschulische Lernorte:

Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DoMiD) in Köln. Ausstellungen, Vorträge und eine umfangreiche Sammlung von Zeugnissen (Filme, Fotos, Alltagsgestände usw.) zur Einwanderung, aber leider nur vor Ort und nicht digitalisiert: http://migrationsmuseum.de/

Das Luxemburger Migrationsmuseum in Dudelange (Centre de Documentation sur les Migrations Humaines): http://www.cdmh.lu/

Unter umgekehrten Vorzeichen betrachtet schließlich das Deutsche Auswanderhaus Bremerhaven das Thema Migration. Das Museum wurde 2007 als  „European Museum of the Year“ ausgezeichnet.

Buch für den Unterricht

Lernen aus der Geschichte weist heute auf ein Methodenbuch für Lehrer zum Thema Migration hin. Das Buch enthältMaterialien zu  sieben Lebensgeschichten, die sich von Anfang bis Ende des 20. Jahrhunderts erstrecken und exemplarisch verschiedene Aspekte von Immigration und Umgang mit gesellschaftlichen Minderheiten in der deutschen Geschichte aufzeigen.

Globalgeschichtliche Perspektiven im Geschichtsunterricht

Nach Lesen der Beiträge in der neuen Ausgabe von geschichte für heute bin ich etwas ratlos. Einerseits finde ich die Idee einer stärkeren weltgeschichtlichen Verordnung der eigenen Geschichte überzeugend, andererseits sind m.W. die Vorgaben in Lehrplänen und Rahmenrichtlinien von wenigen Schlaglichtern abgesehen immer noch stark auf die nationale Geschichte ausgerichtet. Ich dachte bislang, eine Erweiterung des Unterrichts um eine  systematische Berücksichtigung verschiedener europäischer Perspektiven wäre bereits ein Gewinn. Gleichzeitig finde ich, dass die Geschichte vor Ort, der Stadt und Region, in der die Schüler leben, gleichfalls zu wenig Berücksichtigung findet. Dies scheinen zunächst gegenläufige Wünsche, die mehr Lerninhalte mit sich bringen, was bei gleichzeitig tendenziell sinkender Stundenzahl für das Fach nicht umsetzbar scheint.

Das von Jürgen Osterhammel vorgeschlagene exemplarische Lernen ist schon jetz wesentliche Grundlage des Geschichtsunterrichts. Durch Vergleichs- und Querschnittsverfahren in globalgeschichtlicher Perspektive kommen zwangsläufig neue Inhalte hinzu, zu deren Gunsten anderes wiederum gestrichen werden müsste. Eine einfache Lösung sehe ich nicht.

Trotz der genannten Bedenken glaube ich, dass es wichtig ist, die unterschiedlichen Perspektiven nicht additiv, sondern als sich gegenseitig ergänzend und unabdingbar zum Verständnis und zur Positionierung der eigenen Geschichte zu sehen. Und deshalb gehört dies in den Geschichtsunterricht, um weder in regional-, noch national- oder eurozentrischen Sichtweisen zu verharren, die auf  das bekannte Problem einer inhärenten Überschätzung des Eigenen und damit einhergehend einer Abwertung des Fremden hinauslaufen.

Entscheidend für die Durchsetzung des Konzepts wird sein, ob in absehbarer Zeit entsprechende Handreichungen, Unterrichtsvorschläge und überarbeitete Schulbücher als weiterhin die entscheidenden Leitmedien für die Gestaltung des Geschichtsunterrichts vorlegt werden, denen es gelingt, die unterschiedlichen Ebenen sinnvoll miteinander zu verbinden und das wissenschaftliche Konzept für den Unterricht umzusetzen.  Einige Unterrichtsvorschläge zum Bereich der Wirtschaft finden sich im aktuellen Heft von Geschichte lernen.