Conflict history on Google Maps

Conflict history

Die Google Maps-Weltkarte ist mit einer Zeitleiste verbunden. Auf der Leiste lassen sich verschiedene Zeiträume einstellen. Entsprechend des gewählten Zeitfensters werden in einem Fenster Kriege mit den einzelnen Schlachten als Unterpunkten jeweils mit Name und Jahreszahl(en) angezeigt und auf einer Weltkarte lokalisiert. Die  Namen der Kriege und Schlachten sind nur auf Englisch verfügbar. Über den Button mit dem Ausrufezeichen sind zudem die entsprechenden Artikel in der englischsprachigen Wikipedia verlinkt. Die Karte  kann ein hilfreiches Werkzeug für  globalgeschichtliche Perspektiven im Geschichtsunterricht sein, nicht nur für den bilingualen Unterricht. So könnte man z.B. die ggf. unterschiedliche Namensgebung des Konfliktes im Deutschen und Englischen (z.B. Siebenjähriger Krieg – French-Indian War) thematisieren und hat auf der Karte zugleich die globale Dimension einzelner Konflikte visualisiert.

Anne Frank Haus 2.0

„Hilf uns, damit unsere Facebook-Seite am 12. Juni, Anne Franks Geburtstag, mindestens 10.000 Menschen ‚gefällt‘. Lade alle deine Freunde ein!“

Zitat aus dem aktuellen Newsletter des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam.

Mich befremdet, diese Art der Werbung und der Verknüpfung weiterhin (Warum zum Geburtstag? Warum diese Ausrichtung auf Quantität? Klar, Museen und Stiftungen sind auch betriebswirtschaftlich ausgerichtet… aber die Menge, besser Masse kann ja nicht alles sein…oder?). Immerhin haben sie Anne Frank nicht selbst auf Facebook einen Account eingerichtet, sondern der Einrichtung, so dass man sich nun auch über Facebook aktuell über deren Aktivitäten informieren kann. Das Anne-Frank-Haus auf Facebook:

http://www.facebook.com/annefrankhouse

Vermutlich „muss man“ einfach zur Zeit „auf Facebook sein“…  wie auch immer. Beachtung finden sollte hingegen die neu freigeschaltete deutsche Version der sehenswerten Website des Hauses.

Aufstände und Widerstand im 2. Weltkrieg in Schulbüchern

Zur Unterrichtsvorbereitung habe ich gestern, da im eingeführten Geschichtsbuch nichts enthalten war, in verschiedenen anderen Lehrwerken nach Darstellungen und Material zum Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 und zum Warschauer Aufstand 1944 gesucht.

Vielleicht habe ich zufällig die falschen Bücher zuhause, aber zu meinem Erschrecken habe ich fast nichts gefunden: Eine Seite in einem Mittelstufenbuch zum Ghetto-Aufstand mit Bild und zwei Quellen stach bei der Suche positiv hervor und war zugleich die umfangreichste Darstellung. Wenn überhaupt fanden sich in den anderen Lehrwerken einzelne Sätze zum europäischen Widerstand. In einem Buch war zwar in der Nachkriegsgeschichte der Kniefall Brandts ausführlich thematisiert, das Ghetto und der Aufstand zuvor jedoch nicht. Mir persönlich ist völlig unverständlich, wie hier Zusammenhänge verstanden werden sollen.

Aufgefallen ist mir beim Durchblättern der Werke, dass gerade die Bilder der Kapitel zum Holocaust weiterhin die Vorstellung von wehrlosen (jüdischen) Opfern „wie Schafe auf dem Weg zur Schlachtbank“ unterstützen. Handlungsoptionen und jüdischer Widerstand werden (fast) nirgendwo thematisiert (siehe hingegen die anregenden Beiträge im Magazin von Lernen aus der Geschichte vom 20. Januar 2010). Fündig geworden bin ich dann in einem Heft von Praxis Geschichte aus dem Jahr 1995 (!), dem übrigens auch die beiden Quellenauszüge aus dem erwähnten Mittelstufenbuch entnommen sind. (Wobei mir natürlich bekannt ist, dass es einige jüngere Veröffentlichungen von Materialien für den Geschichtsunterricht gibt, ich habe aber leider eben nicht alles griffbereit am heimischen Schreibtisch. Außerdem handelt es sich eben um Zusatzmaterialien und nicht um Schulgeschichtsbücher.)

Es betrifft im übrigen nicht nur den Holocaust, sondern die unterschiedlichen Widerstandsbewegungen in ganz Europa: Was sich durchgängig in den Schulgeschichtsbüchern findet, sind vergleichsweise umfangreiche, mehrseitige  Kapitel zum deutschen Widerstand (vor allem Scholl, Kirche und Stauffenberg). Was ich mich frage: Wie  soll Europa zusammenwachsen, wie sollen deutsche Jugendlichen ihre Nachbarn verstehen, wenn sie nie (zumindest im Geschichtsunterricht nicht) etwas von der Armia Krajowa, der Résistance oder dem Verzet gehört haben? Die Mythen und die Diskussion um diese Bewegungen spielen in unseren Nachbarländern bis heute eine wichtige Rolle für das Selbstverständnis und in der politischen Debatte.

Ist mein beschriebener Eindruck nicht völlig verkehrt und sind Schulgeschichtsbücher tatsächlich, wie so oft behauptet, weiterhin Leitmedium des Unterrichts, scheint mir hier – wiederum – eine höchst problematische Akzentuierung auf einen nationalstaatlichem Fokus vorzuliegen.

Gestern sind ja die Empfehlungen für ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch vorgestellt worden. Man darf gespannt sein, inwiefern dies Anregungen zu einer notwendigen Perspektivverschiebung gibt und vielleicht zudem zu eingeführten Lehrwerken einen sinnvoll ergänzenden Materialfundus liefert.

Hinweise auf gute Materialien online oder auf Papier sind übrigens herzlich willkommen!

Schwangerschaft und Geburt im KZ

Ein Thema, das vielleicht zunächst unwirklich, unwahrscheinlich und vielleicht auch randständig scheint, zeigt eine Sonderausstellung in der KZ-Gedenkstätte Dachau: Sieben Jüdinnen brachten zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 Kinder zur Welt, die überlebten. Der Titel als Zitat ist gut gewählt: „Sie gaben uns wieder Hoffnung“.  Der schmale, ansprechend gestaltete Ausstellungskatalog lässt nach einer präzisen Einordnung vor allem die Frauen bzw. ihre Kinder, heute selbst im Rentenalter, sprechen. Aufgrund der Unterstützung durch die Familien bietet der Katalog zahlreiche Abbildungen, die, was ich gut finde, die Menschen nicht nur als Opfer, sondern als Zeitgenossen im Rahmen ihrer Familien zeigen (können).

Die Geschichten der sieben Frauen und ihrer Kinder erzählen von Hoffnung, Überlebenswillen und von Solidarität, aber auch von den Problemen nach der Befreiung. Für den Schulunterricht scheinen Ausstellung und Material nur bedingt geeignet. Die in der Ausstellung beleuchteten Schicksale zeigen nicht das Exemplarische, sondern einen in jecder Hinsicht außergewöhnlichen Sonderfall, da schwangere Frauen und ihre Kinder in der Regel ermordet wurden. Gerade aber der Ausnahmecharakter ihres Überlebens, ihre individuellen Erfahrungen und Erzählungen lassen das möderische System der Konzentrationslager umso deutlicher hervortreten und treffen somit den Kern einer didaktischen Beschäftigung mit dem Thema und seiner Vermittlung.

Die Sonderausstellung wurde verlängert und ist noch bis zum Mai 2011 zu sehen.

Archive & Computer-/Internetspiele

Gestern bin ich durch einen Tweet von EiserfeldWolf auf zwei Spiele aufmerksam geworden, die Geschichte vermitteln wollen und bei denen Archive bei der Konzeption der Spiele mitgewirkt haben.

Zum einen ist es das runterladbare Spiel Lambert & Laurin, mit dem 2008 auch ein Gewinnspiel verbunden war, für dessen Lösung das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein sowie das Stadtarchiv in Siegen aufgesucht werden mussten.

Zum anderen Het geheim van Rotterdam (Das Geheimnis von Rotterdam), in dem sich ein Schüler und sein Großvater auf Spurensuche in Rotterdam begeben.

Ehrlich gesagt, stehe ich etwas ratlos vor diesen Spielen. Ich weiß wie schwierig die Öffnung von Archiven für ein weiteres Publikum ist, weil dies von vielen Archiven weiterhin nicht als „Kerngeschäft“ angesehen wird. Insofern begeistern mich solche Initiativen, weil in Archiven ungeheure Schätze für die Vermittlung von Geschichte, gerade auch für die Schule, liegen. Deshalb ist mir die Zusammenarbeit von Schule und Archiv ein wichtiges Anliegen.

Fraglich ist, ob dies durch solche Spiele geleistet werden kann und ob der Aufwand für die Erstellung eines solchen Spiels gerechtfertigt ist. Die Idee, das Computerspiel mit dem Archivbesuch zu verknüpfen, finde ich sehr gelungen, aber nach Ablauf des Wettbewerbs, fürchte ich, wird das Spiel heute kaum noch genutzt werden.

Dem niederländischen Spiel liegt die schöne Idee, eines Vergleichs von Rotterdam vor und nach der Bombardierung 1940 durch die Deutschen zugrunde. Allerdings besteht das Spiel vor allem aus Suchbildern, in denen Münzen und Gegenstände gefunden werden müssen, was ich persönlich schon beim zweiten Level als ermüdend und langweilig empfand (zusätzlich dazu die schlechte, nervtötende Musik, die aber zum Glück ausschaltbar ist). Mit den Gegenständen werden keine weiteren Informationen verknüpft und auch der Großvater hält sich sehr zurück und erzählt (zumindest bis zum Puzzle im vierten Level, nach dem ich dann ausgestiegen bin) außer dem langwierigen Rahmenhandlung kaum historisch Interessantes. Wobei das in der Umsetzung z.B. durch weitere Informationen zu den Gegenständen bei Anklicken sehr schön und leicht umsetzbar gewesen wäre.

Insofern frage ich mich, gibt es weitere Beispiele mit computer- oder internetbasierten Spielen historischen Lernen in oder mit Archiven zu fördern? Was kannst sonst das Ziel von solchen Spielen sein? Nur eine andere Art von Werbung für die eigene Einrichtung, wie hier im Blog De digitale Archivaris angedeutet?

Irgendwie denke ich, dass in der Verbindung von Internet, Spiel und historischem Lernen durchaus ein Potential  für die Öffnung von Archiven für eine breitere (und junge) Öffentlichkeit schlummert, das aber bisher noch nicht geweckt scheint.

Bunkerführung Ehrenbreitstein

Am Sonntag, 20. Juni, findet um 14.30 Uhr eine weitere (sehr interessante und empfehlenswerte) Führung durch das Bunkersystem unter der Festung Ehrenbreistein statt. Kosten pro Person: 2,50€.  Anmeldungen per Telefon Freitag und Samstag (10-14 Uhr) bei

Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer • Besucherdienst

Festung Ehrenbreitstein • 56077 Koblenz

Fon 0261 6675-4000

Helden?

Das Foto zeigt einen Gedenkstein am Ortseingang des Koblenzer Stadtteils Arzheim und eignet sich z. B. für einen Unterrichtseinstieg mit regionalgeschichtlichem Bezug, der zu allgemeinen Fragen und Erkenntnissen über den Umgang mit Nationalsozialismus, 2. Weltkrieg und der Rolle der Wehrmacht führen kann… auch in Anlehnung an das Thema des letzten Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten.

Hinweis: Der nächste Wettbewerb startet übrigens mit neuem Thema am 01.09.2010! Wer auch immer dann als Bundespräsident oder -präsidentin die Patenschaft übernehmen wird…

Aktuelle Spielfilme über den Nationalsozialismus

Unter dem Titel „Populärkultur und Geschichtsvermittlung“ hat das Institut für angewandte Medienbildung und Filmvermittlung in Wien, filmABC, ein Filmheft als didaktische und methodische Handreichung für den Unterricht herausgegeben. Das Heft lässt sich hier als pdf herunterladen. Besprochen werden u.a. Inglorious Basterds, Defiance und Operation Walküre. Hervorzuheben ist die hilfreiche Link- und Literaturliste am Ende.

Europäische Skulpturenroute Kindertransporte

Am Beginn stand für mich eine zufällige Beobachtung bei Reisen nach London und Danzig. Frau Schäfer, Pressesprecherin der Initiative „Berliner Kinderskulptur“ war so freundlich mir auf den Blogeintrag hin, auf die europäische Dimension der Aktion hinzuweisen, die auch auf der folgenden Karte deutlich wird. Weitere Skulpturen sind an Standorten in Rotterdam und Hamburg geplant:

© Frank Meisler, mit freundlicher Genehmigung von und Dank an Lisa Schäfer (http://www.kindertransporte.de/)

Virtuelle Mahnmale in sozialen Netzwerken?

Brenna Ehrlich zeigt sich in ihrem Beitrag auf mashable recht begeistert von der Idee. Sie sieht darin ein Wiederbeleben der Opfer und „a fascinating use of social media as an educational tool“. Sehr viel kritischer beurteilt J. A. Heyer in ihrem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung die Einrichtung einer Facebookseite für den 1942 in Madjanek ermordeten Henio Zytormski, der 1933 im polnischen Lublin geboren wurde. Weitere Berichte finden sich u.a. in der Zeit, auf 3Sat-online sowie bei Café Babel.

Ein ähnliches Projekt lief übrigens letztes Jahr gleichfalls in Polen zur Erinnerung an den Warschauer Aufstand 1944. Unter dem Titel „Kumpel z powstania“ (Ein Freund aus dem Aufstand) berichteten Sosna und Kostek Dwadziesciatrzy 63 Tage lang vom Beginn bis zum Ende des Aufstands auf ihren Facebookseiten. Eine kurze Zusammenfassung des Projekts auf Deutsch findet sich auf scholar-online. So sieht die Seite von Sosna heute nach Ende des Projekts aus, inklusive personalisierter Werbeanzeigen auf der rechten Seite:

Eigentlich eine schöne Idee, trotzdem bin ich eher skeptisch, was den Unterrichtseinsatz oder noch weitergehend die Idee, wie in der SZ zu lesen, Schüler Tausende von Facebookprofilen für die gefallenen alliierten Soldaten „kreieren zu lassen“, angeht. Ein Projekt, das von den Schülern gewünscht und getragen wird, vielleicht, aber mit Sicherheit keine Vorgabe als abzuarbeitende Aufgabe von Seiten des Lehrers. Virtuelle Mahnmale bedürfen ebenso wie die  materiellen der dauerhaften Pflege und auch des Schutzes gegen eventuellen Missbrauch.

Wer über ein entsprechendes Projekt nachdenkt, sollte zumindest überlegen, ob werbefreie Blogs eine angemessenere Umgebung sein könnten (siehe  die Werbung auf dem Facebook-Screenshot oben). Allerdings fehlt Blogs der „Community“-Charakter eines sozialen Netzwerks, und da sich die Generation der sogenannten „Digital Natives“ bekanntlich vor allem in diesen Netzwerken aufhält, aber wenig bis gar nicht in Blogs, wird man auch weniger Jugendliche erreichen als auf facebook, wkw oder studiVZ. Die oben genannten Artikel und mehr noch direkt die entsprechenden Facebookseiten können aber sehr wohl dazu dienen, um mit Schülern ins Gespräch über Formen des Gedenkens und der Erinnerungskultur einzusteigen.