Neue Onlineangebote für die Holocaust-Bildung im Unterricht

Die schiere Menge an digitalen Ressourcen zur Geschichte des Holocaust ist mittlerweile kaum noch zu überblicken. Eine Vielzahl von Institutionen, Museen und Forschungszentren stellt umfangreiche Quellensammlungen, didaktische Materialien und interaktive Module zur Verfügung. Daraus ergibt sich eine zentrale Herausforderung: Wie lassen sich die relevantesten und qualitativ hochwertigsten Inhalte für den eigenen Unterricht effizient identifizieren und integrieren?

Eine Möglichkeit zur Orientierung bieten Online-Fortbildungen. Zahlreiche Organisationen bieten kompakte Webinare mit einer Dauer von 60-90 Minuten an oder komplette Online-Kurse, um ihre Bildungsangebote vorzustellen. Die Qualität dieser Veranstaltungen variiert naturgemäß erheblich. Während einige Fortbildungen eine fundierte didaktische Aufbereitung bieten, beschränken sich andere auf eine reine Präsentation der eigenen Plattforminhalte, die ebenso gut durch eigenständige Recherche zugänglich wären. Insbesondere die Frage, ob eine Fortbildung eine rein informierende Funktion erfüllt oder tatsächlich auf eine didaktische Umsetzung abzielt, ist für die Bewertung ihrer Nützlichkeit zentral.

In den letzten Wochen habe ich an mehreren solcher Online-Fortbildungen teilgenommen, u.a.:

Teaching with Testimony: Illuminating History and Inspiring Courage Through Film (USC Shoah Foundation)

The Shoes on the Danube: An Interactive Lesson Exploring the Memorialization of a Massacre (Holocaust Museum Houston & Centropa)

The Holocaust through the Perspective of Primary Sources (Yad Vashem auf Coursera)

Insgesamt fand ich, dass diese Online-Fortbildungen dann besonders gewinnbringend sind, wenn sie nicht nur Ressourcen präsentieren, sondern auch fundierte didaktische Konzepte und methodische Hinweise liefern. Eine reine Übersicht über vorhandene Materialien ohne didaktische Durchdringung ist aus Sicht der Institutionen verständlich, reicht aber nicht aus, um eine gute Orientierung und Unterstützung zu bieten. Ein entscheidender Aspekt für die Qualität solcher Fortbildungen ist daher, inwiefern sie den Lehrkräften nicht nur Material an die Hand geben, sondern auch konkrete Impulse zur didaktischen Umsetzung liefern. Sinnvoll wäre es daher aus meiner Sicht, wenn Online-Fortbildungen vermehrt auf praxisorientierte Module setzen würden, diese präsentieren oder Lehrer*innen sich über bewährte Unterrichtspraktiken mit diesen Materialien austauschen oder sogar mit den anderen Teilnehmer*innen an der Entwicklung von Unterrichtseinheiten mitarbeiten und diese Ergebnisse als OER geteilt werden.

Die Digitalisierung hat die Art und Weise, wie wir lernen und lehren, grundlegend verändert. Besonders im Bereich der historischen Bildung bieten sich durch digitale Formate neue Möglichkeiten, gerade deshalb bleibt die kritische Reflexion der Qualität solcher Angebote essenziell.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Online-Fortbildungen zu diesem Thema gemacht? Welche Angebote haben euch besonders überzeugt? Ich freue mich auf eure Kommentare und Anregungen!

Filmaufnahmen Eichmann-Prozess

Yad Vashem hat 50 Jahre nach dem Verfahren auf Youtube einen Kanal eingerichtet, in dem Videos des Prozesses, ingesamt mehr als 200 Stunden an Filmmaterial, auf Englisch zur Verfügung gestellt werden.

Hilfreiche Links zu Materialien finden sich in dem entsprechenden Wikipedia-Artikel.

Virtuelle Mauer des Gedenkens

Yad Vashem ist auch auf Facebook: http://www.facebook.com/yadvashem. Das allein wäre noch keinen Eintrag wert. Auf Facebook ist jeder und alle. Und wer noch nicht da ist, kommt gerade dahin. Dass Yad Vashem auf Facebook ist, fanden am 20.01. gegen 17 Uhr 24.766 Personen gut. Ich auch. Mittlerweile werden es vermutlich deutlich mehr sein.

Zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hat Yad Vashem auf Facebook eine virtuelle Gedenkmauer als „virtual event“ vom 19.-30. Januar eingerichtet.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das finde. Sicher befinden wir uns gerade in einer Phase des Ausprobierens der Möglichkeiten, der Chancen und Grenzen digitaler Medien. In den letzten Monaten gab es bereits von anderen Organisationen Aktionen auf Facebook, den Lebenslauf von Opfern des Holocaust bzw. des 2. Weltkriegs in den Statusmitteilungen eines sozialen Netzwerks zu erzählen und sie so wieder „auferstehen“ zu lassen.

Das wirkt modern, zeitgemäß. Es ist einfach, aber vielleicht gerade deshalb löst es bei mir ein gewisses Unbehagen aus. Und Fragen. Ist das eine Form des Gedenkens? Muss/darf Gedenken schwierig sein, eine (wenn auch kleine) Anstrengung verlangen? Was macht Gedenken eigentlich aus? Wie kann es heute aussehen? (Übrigens eine Frage, der sich auch die aktuelle Ausgabe des Magazins von LaG annimmt).

Das Nennen der Namen schafft vielleicht eine (Ver-) Bindung. Allein durch das Nennen/Aufschreiben der Namen werden sie vor dem Vergessen bewahrt. Aber: Eine virtuelle Mauer ist keine Mauer. Es fehlen ihr das Wesentliche, was eine Mauer ausmacht: die in ihrer Materialität manifestierte Stärke und Beständigkeit. Ein Klick auf einen Button ist  (noch) kein Gedenken.