Podiumsdiskussion: Kritische Auseinandersetzung mit Positionen des Geschichtslehrerverbandes

Als sich im vergangenen Semester Studierende in einem Seminar zur Globalgeschichte auch mit der ZDF-Reihe ‚Unterwegs in der Weltgeschichte mit HaPe Kerkeling‘ auseinandersetzten haben sie sich an den Positionen des Verbands der Geschichtslehrer Deutschlands, der das Projekt begleitete, ebenso gerieben wie Studierende eines anderen Seminars am Kompetenzmodell des Verbands.

Erfreulicherweise kommt es nun zu einer Diskussion zwischen Studierenden und dem Vorsitzenden des Verbands der Geschichtslehrer Deutschlands, Dr. Peter Lautzas. Dabei soll es um Austausch, Erkenntnis, Reflexion und Perspektivierung des Geschichtsunterrichts in der Zukunft gehen. Aktuelle Konfliktlinien sollen dabei ebenso freigelegt werden wie auch gemeinsame Positionen. Vor allem aber geht es um die Suche nach den Grundlagen eines „zeitgemäßen und interessanten Geschichtsunterrichts“ (Lautzas).

Die Podiumsdiskussion findet am 24.04. von 10-12 Uhr an der FU in Berlin statt.

Ich finde es gut, dass Lautzas dieser Diskussion stellt. Da wäre ich ja gerne dabei… aber von einem Live-Stream oder einer Aufzeichnung steht da nichts und mal eben nach Berlin jetten ist leider auch nicht.

Um das Zitat von Lautzas aufzunehmen: Was macht (Geschichts-) Unterricht „zeitgemäß und interessant“? Und was trägt der Geschichtslehrerverband dazu bei?

Arbeit mit digitalen Endgeräten, Lernplattformen, interaktiven Wandtafeln, Web 2.0, Wikis, WebQuests, digitalen Schulbücher, OER, kollaboratives Arbeiten …? Fehlanzeige.

Die Vorstellungen des Verbandes spiegeln sich vermutlich sehr gut in dem Panel auf dem Historikertag zum Thema Medialer Geschichtsunterricht: Innovation statt Beliebigkeit – Öffentlich-rechtliche Medien und Geschichte. In den Beiträgen geht es vor allem um die Kooperationen mit dem ZDF, die sicherlich sehr prestigeträchtig sind, aber auch in den vom Verband erstellten Materialien alles andere als innovativ und zum Teil auch inhaltlich problematisch sind.

Es geht aber auch um Geschichtsunterricht „über“ die Internetseite des Verbandes – worunter ich mir beim besten Willen nichts vorstellen kann, aber wer die Seite kennt oder sich mal anschaut, kann mir da vielleicht auf die Sprünge helfen…

Geschichtslehrerverbände und Social Media – eine Beobachtung

Sowohl die Irish History Teachers Association als auch der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands sind auf Facebook. Beide haben auf Ihren Internetseiten einen Facebook-Button angebracht. Nun, welche Firma, welcher Verband macht das zur Zeit nicht? Interessant scheint mir jedoch die unterschiedliche Nutzung und Akzeptanz.

Der irische Geschichtslehrerverband hat eine geschlossene (d.h. moderierte) Gruppe auf Facebook, die nur einsehen kann, wer selbst ein Facebook-Account hat und sich bei der Gruppe registriert. Aktuell hat die Gruppe 145 Mitglieder. Es werden von vielen Mitgliedern Videos, Links, Dokumente und Hinweise auf Veranstaltungen geteilt, Themen rund um den Geschichtsunterricht diskutiert.

Und der deutsche Verband? Der hat ein Format für Produkte oder Organisationen zur Selbstdarstellung gewählt. Auf der öffentlich einsehbaren Facebook-Seite finden sich dieselben Hinweise, die sich auf der Homepage des Verbandes auch unter Aktuelles finden. Die Facebook-Seiten besitzen also keinen Mehrwert, sondern dienen als weiterer unidirektionaler Distributionskanal für die eigenen Pressemitteilungen. Der darüber hinausgehende Sinn und die Möglichkeiten von „Social Media“ wird nicht erfasst.

Im Gegensatz zur Internetseite des Verbands bestünde bei ihrem Facebookauftritt die Möglichkeit bestünde, die Mitteilungen zu kommentieren oder öffentlich sein Gefallen mit dem Like-it-Button zum Ausdruck zu bringen. Das macht nur niemand. Vereinzelte Versuche in eine Diskussion zu kommen, wurden schlicht ignoriert. Das finde ich schade (auch weil ich selten so ignoriert wurde ;)). Im Ernst, ich denke, dass soziale Netzwerke für Verbände eine Menge Möglichkeiten bieten. Ob es unbedingt Facebook sein muss, darüber kann man sich streiten, aber meines Erachtens machen die Iren vor, wie sich Social Media sinnvoll für einen Verband einsetzen lassen.

In der Regel beschränkt sich Verbandsmitgliedschaft für die meisten Mitglieder auf das Lesen der Verbandszeitschrift sowie vielleicht die Teilnahme an der Jahreshauptversammlung. Eine Präsenz in einem sozialen Netzwerk erlaubt es, Mitglieder und Interessierte, nicht nur über die Verbandsarbeit zu informieren, sondern sich mit ihnen auszutauschen und dadurch eine höhere Bindung der Mitglieder zu erreichen, eventuell sogar neue Mitglieder für den Verband zu gewinnen. Das wäre für mich, ganz allgemein, aus Sicht eines Verbandes Sinn und Zweck meiner Präsenz in einem sozialen Netzwerk.

Solche Angebote müssen gepflegt und betreut werden. Da sollte man sich im Vorhinein darüber klar sein, ob man das leisten kann und will. Eine nicht regelmäßig betreute Seite, das Ausbleiben jeglicher Reaktion auf die interaktiven Kommentar- und Diskussionsfunktionen ist enttäuschend und kann den PR-Auftritt in einem sozialen Netzwerk schnell in sein Gegenteil verkehren. Wirkt der Facebook-Button auf der Homepage des Geschichtslehrerverbandes noch irgendwie schick und modern, so könnte der ein oder andere geneigt sein angesichts des tatsächlichen Auftritts auf Facebook seine mehr oder weniger bewusst gepflegten Vorurteile zum Verhältnis von „neuen“ Medien und Geschichtslehrern bestätigt zu sehen.

Nur präsent sein, reicht bei Social (!) Media nicht aus. Um Pressemitteilungen hier zusätzlich zu veröffentlichen, allein dafür lohnt der Aufwand nicht. Die bekomme ich als Mitglied und Interessierter auch an anderer Stelle und es ist ein irriger (aber weitverbreiteter) Glaube, man müsse nur in die sozialen Netzwerke gehen, dahin wo die Leute/Jugendlichen/hier: Geschichtslehrer sind, um (stärker) wahrgenommen zu werden. Auch auf Facebook wird nur gefunden, wer gesucht wird. Warum sollte ich den VGD bei Facebook suchen?

Ach ja, die Facebook-Seite des VGD gibt es seit Mitte März und sie gefällt aktuell genau 21 Leuten…

Das sind genauso viele, wie dem Verband auf Twitter folgen, wo man noch einmal dieselben Links zu denselben Nachrichten erhält.

2. Newsletter des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands erschienen

Der Newsletter informiert

„in enger Verbindung mit der Rubrik „Szene“ in „geschichte für heute“ (Wochenschau-Verlag) über die Verbandsarbeit sowie kurz und präzise über aktuelle Entwicklungen und Themen aus der Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik, dem musealen Bereich und den Medien.“

Wer in den Newsletter des VGD aufgenommen werden möchte, kann sich per Mail an die Redaktion wenden: Christian Jung

Viele Beiträge erscheinen auch vorab im Blog Zeittaucher, der gleichfalls von Christian Jung betreut wird.