Lesen von Ganzschriften?

Lektüren, im Sinne von Lesen ganzer Bücher, ist im Deutsch- und im Fremdsprachenunterricht eine Selbstverständlichkeit. In Geschichte ist das nicht unmöglich, aber in der Regel nicht vorgesehen. Seit dem anregenden Vortrag von Simone Rauthe auf der Tagung geschichtdidaktik empirisch 09, in dem sie unter dem Titel „Historiografie im Geschichtsunterricht“ ihr Habilitationsprojekt vorgestellt hat, denke ich darüber nach, das einmal im Unterricht auszuprobieren. Nun habe ich einen (sehr guten) Leistungskurs, mit dem ich die Idee endlich in die Tat umsetzen möchte.

Darstellungen und Quellen finden sich in den Schulgeschichtsbüchern oft als „Schnipsel“, die nur die Entnahme von Einzelinformationen, aber nicht das Nachvollziehen ganzer Argumentationsstränge ermöglichen. Ich habe nun damit begonnen, mit dem LK zunächst einen ganzen wissenschaftlichen Artikel zu lesen. Nach den Ferien würde ich dann gerne mit der Lektüre und Analyse einer Ganzschrift einsteigen.

Theoretisch gibt es einige Argumente, die für den Einsatz von Ganzschriften im Geschichtsunterricht sprechen. Hier wären u.a. zu nennen: intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, (in der gymnasialen Oberstufe) Spaß am Lesen und damit Motivation für das Fach, Kennenlernen einer typischen fachspezifischen Darstellungsform, Einüben textkritischer Analyse, Förderung der Entwicklung eigener narrativer Kompetenz. Hier ist sicher weniger an die umfangreichen Werke von Nipperdey oder Wehler zu denken, als inhaltlich interessante und vom Umfang her überschaubare Bücher, wie es sie z.B. in der Reclam-Geschichtsreihe gibt.

Mich würde interessieren, habt jemand das schon mal ausprobiert und Erfahrungen gesammelt mit dem Einsatz von Ganzschriften im Geschichtsunterricht? Und wenn ja, wie sehen diese aus? Welche Bücher sind gegebenenfalls empfehlenswert?