#gd_dig Geschichtsfragen (?) in der Autovervollständigung der Google-Suche

Interessant finde ich, dass die unvollendete Schuldfrage als erstes direkt zum Ersten Weltkrieg führt; und das sowohl in der Gegenwarts- wie in der Vergangenheitsform. Interessant sind auch die Unterschiede zwischen den Ergänzungsangeboten im Präsens und in der Vergangenheit. Beides Mal landet jedoch der Erste Weltkrieg an erster Stelle.

Handelt es sich um eine längerfristige spezifisch deutsche Debatte oder um eine kurzfristige Konjunktur rund um den 100. Jahrestag und das Buch von Clarke? (siehe z.B. das Interview mit Nicolas Beaupré auf L.I.S.A.) Spiegelt sich in der Google-Ergänzung zur Frage die deutsche Lehrpläne und der darauf aufbauender Unterricht mit „historische[n] Spiegelfechterei[n]“ (Ventzke)?

Bei den weiteren Stichproben haben mich einige Themen überrascht, die ich eher für marginal gehalten hätte, die aber offensichtlich massenhaft abgefragt werden und daher als Autoversvollständigung angeboten werden. Zugleich ist es auch erschreckend zu sehen, was für simple Jahreszahlen offenkundig abgefragt werden.

Erstaunlich mag der geringe Anteil an Vervollständigungen zu Promis und anderen Kuriositäten sein. Überraschend fand ich angesichts der zugrundeliegenden Häufigkeit die Spitzenplätze von Mauerfall über Mittelalter zum Urknall. Ich hätte andere Themen vermutet. Viel Erkenntnis kann man aus den Fragen alleine allerdings nicht ziehen. Aus einer geschichtsdidaktischen Forschungsperspektive wäre es überaus spannend hingegen zu erfahren, wer tatsächlich danach sucht, was er oder sie zu finden sucht und welche Link angeklickt werden.

Wir können davon ausgehen, dass Google das alles weiß und für denjenigen schon die entsprechenden Werbeanzeigen bereit hält…

 

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Praxistipp: Bildersuche

Die mitlesenden Lehrkräfte werden das Problem kennen: Man weiß genau, da war mal ein Bild. Eventuell hat man das ewiger Zeit auch mal auf dem Rechner gespeichert, jetzt würde das gut zum Unterricht oder in die Klausur passen. Nur dummerweise hat das Bild irgendwann mal vor Jahren ohne jegliche Quellenangabe oder weitere Informationen einfach als Datei auf dem Rechner gespeichert.

In solchen Fällen, wovon ich gerade mal wieder einen hatte, hilft Google – und zwar ziemlich effektiv und gut. Die Google-Bildersuche bietet mit Klick auf die kleine Kamera im Suchfenster die Möglichkeit statt Wörtern Bilder einzugeben. Das gesuchte Bild kann per Drag & Drop in den Suchschlitz gezogen, von der Festplatte hochgeladen oder, sofern man eine URL hat, kann diese eingegeben werden.

Google sucht dann gleiche und ähnliche Abbildungen im Netz. So können der Maler oder Fotograf, Titel und Entstehungsjahr in der Regel schnell und zuverlässig ermittelt werden. Mit ein bisschen Glück erhält man auch noch darüber hinausgehende Informationen. Hilfreich ist die Suche übrigens auch, um zu prüfen, ob ein Bild auf einer anderen Seite in besserer Qualität vorhanden ist.

Ich hatte zum Beispiel nach einer meines Erachtens großartigen Abbildung gesucht – großartig zumindest, wenn man in Koblenz als Geschichtslehrer arbeitet.

Paul Meyerheim, Die Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Ehrenbreitstein

Paul Meyerheim, Die Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Ehrenbreitstein

Eigentlich ist das ein Superbild für Technik- und Verkehrsgeschichte auch außerhalb von Koblenz, meines Wissens ist es aber nur selten im Schulgeschichtsbüchern abgedruckt. Das Gemälde verdichtet die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Dass man im Hintergrund die Festung Ehrenbreitstein sehen kann, ist für Koblenzer dann eigentlich nur noch ein nettes Beiwerk.

Während ich das Bild noch hatte, fehlten mir sämtliche Informationen. Über die Bildersuche kam ich direkt auf den hilfreichen Wikipedia-Artikel, der gleich den ganzen Gemäldezyklus „Lebensgeschichte einer Lokomotive“ aus den Jahren 1873-1876 darstellt und mehrere Literaturverweise bereitstellt.

The historical record is being digitized

Oder: wenn Wissenschaftler mit dem NGram-Viewer spielen… unterhaltsam, anregend, sehenswert 😉

Nicht nur, aber gerade auch weil das Rumspielen damit so viel Spaß macht und die Bedienung so einfach ist, denke ich, dass man das auch im Geschichtsunterricht der Oberstufe, zumindest mal im Leistungkurs, ausprobieren und anschließend diskutieren sollte: Wie können hier welche Erkenntnisse erzielt werden und wo sind (zur Zeit noch) epistemologische Schwächen, Probleme und Grenzen der Methode und des Werkzeugs.

Neues Tool im Blog

In der rechten Leiste, zunächst mal ganz oben platziert, befindet sich ein neues Tool: Ein (Google-) RSS-Feed, der jeweils auf aktuelle Artikel in den Online-Ausgaben deutschsprachiger Tageszeitungen verweist, in denen es um „Geschichtsunterricht“ geht. Mit Klick auf die Überschrift „Newsfeed Geschichtsunterricht“ öffnet sich der komplette Feed in Google-News.

Die  Berichte gerade in den Regional- und Lokalteilen zeigen die Vielfalt des Geschichtsunterrichts und was für gelungene und anregende Projekte überall im Land durchgeführt werden. Man wird aber auch auf interessante Beiträge und Debatten über Geschichtsunterricht aufmerksam, wie z.B. aktuell in Brandenburg. dradio bietet dazu unter dem Titel „Zu alt und zu befangen?“ ein Interview mit Günther Kolende, dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Geschichtslehrer Brandenburg, als Audio-Podcast.

Google Webinars für Lehrer

In den letzten Beiträgen war hier viel von Google Maps die Rede deshalb abschließend noch ein paar Hinweise:

Wer sich die Einsatzmöglichkeiten von Google Maps oder andere Anwendungen von Google im Unterricht interessiert, dem seien die Google Online-Fortbildungen empfohlen. In Online-Fortbildungen, den sogenannten Webinars, werden jeweils die grundlegenden Funktionen gezeigt sowie Unterrichtsszenarien angesprochen. Die Teilnahme ist kostenlos, die Sprache (amerikanisches) Englisch. Voraussetzung für Anmeldung und Teilnahme ist allerdings die Registrierung bei Google. Man braucht nicht unbedingt eine Webcam, technisch reicht ein Computer mit Internetanschluss und Browser. Für eigene Fragen kann man die Chatfunktion nutzen. Die Anmeldung zur Fortbildung erfolgt per Mail, in der Antwort erhält man dann den Link für das Webinar.

Bereits durchgeführte Online-Fortbildungen sind auf der Website hinterlegt und können angesehen werden. Auch hierfür ist eine Google-Benutzerkonto nötig. Aktuelle Termine sowie weitere Informationen für Google im Bildungsbereich finden sich hier. Darüber hinaus hat Google weitere Informationen für den Einsatz seiner Produkte im Unterricht auf eigenen Lehrerseiten zusammengestellt.

Ich habe mal an so einem Webinar zu Google Maps teilgenommen und fand das gut, vor allem gut verständlich. Es richtet sich allerdings eher an Anfänger. Wer schon mit mit Google Maps gearbeitet hat, lernt nicht mehr viel Neues. Interessant war es trotzdem, gerade weil man auch Fragen zu Möglichkeiten und Funktionen stellen kann, die in meinem Fall auch alle direkt aufgegriffen und beantwortet wurden.

Googles Ngram Viewer

Die Suchbegriffe: Geschichtsunterricht (blau),  Geschichtsdidaktik (rot), Geschichtsbewußtsein (grün) und Geschichtskultur (gelb) im Vergleich auf http://ngrams.googlelabs.com/. Es lässt sich erkennen, wann welche Begriffe geprägt wurden und gewisse Hochphasen erlebten. Demnach hätte „Geschichtsbewusstsein“ seinen Zenit überschritten, während sich die „Geschichtskultur“ nach deutlich späterem Beginn noch im Aufstieg befindet. Der Trend setzt sich übrigens fort und nach 2004 überflügelt die Geschichtskultur das Bewusstsein in den Publikationen (die Google Daten reichen bis 2008).

Interessant sind auch die Ausschläge für „Geschichtsunterricht“ mit einem starken Anstieg nach der Reichsgründung und zwei Spitzen vor 1900 sowie vor dem 1. Weltkrieg. In dieser  Heftigkeit  überrascht hat mich der Ausschlag direkt nach dem 2. Weltkrieg, den hätte ich 15-20 Jahre später vermutet. Vor 2000 folgen dann noch zwei weitere, deutlich kleinere Spitzen in den 70er Jahren sowie rund um 1989/90, von denen die zweite parallel zum Aufstieg der Geschichtdidaktik verläuft und auch danach diese Parallelität im Kurvenverlauf hält, hier also in gewisser Weise eine Kopplung von Geschichtsunterricht und -didaktik ab den 1980er Jahren zu beobachten ist.

Die Kurve gibt  also die entscheidenen Entwicklung des Geschichtsunterricht recht gut wieder. Trotz der Rückgänge verbleibt der Geschichtsunterricht auf einem im Zeitraum der 200 Jahre hohen Niveau. Dies könnte eine insgesamt gestiegene gesellschaftliche Bedeutung von Geschichte und Geschichtsunterricht widerspiegeln (was wohl auch nicht ausreichen dürfte, die Kultusministerien zu einer Rücknahme der Stundenkürzungen und Fachzusammenlegungen der letzten Jahrzehnte zu bewegen).

Der Ngram Viewer ist auf jeden Fall ein nettes Spielzeug 😉 Ob es auch mehr ist: Hintergrundinformationen und mögliche Einsatzszenarien für die Forschung  finden sich hier auf Culturomics. Siehe auch die Beiträge von Jan Hodel auf weblog.histnet und Googles Ngram macht Laune von Michael Schmalenstroer mit der etwas aussagekräftigeren Suche nach „Adolf Hitler“ in verschiedenen Sprachen.

web 2.0 vs Lernplattformen?

In den letzten Tagen ist an verschiedenen Orten das Verhältnis von offenem web 2.0 und geschlossenen Lernplattformen diskutiert worden. Michael Kerres bezeichnet Lernmanagementsysteme (LMS) als isolierte „Insel“ im Ozean des Internets, die oft ein „Datengrab […] ohne Leben“ blieben.  Das kann ich aus persönlicher Erfahrung  aus der Arbeit mit Lernplattformen in der Schule bestätigen. Peter Baumgartner hingegen betont die „Aktivitäten der Lernenden“ und stellt ihre persönliche Vernetzung (entgegen der rein inhaltlichen durch Links) heraus. Baumgartner sieht einen wesentlichen Unterschied zwischen öffentlicher und privater Sphäre und macht darauf aufmerksam, dass es für das Lernen allgemein „geschützte Räume“ brauche.

In der Tat ist es zu abzuwägen, inwieweit der Einsatz von LMS Möglichkeiten und Entwicklungspotentiale des web 2.0 einschränken. Für die Schule scheint es mir jedoch wichtig, auch auf die pädagogischen und rechtlichen Aspekte  (in der Arbeit mit i.d.R. Minderjährigen) sowie auf den Rahmen hinzuweisen, in dem schulisches Lernen stattfindet.  Eltern aber auch die Kollegen an den Schulen sehen aufgeschreckt durch Medienberichte zur Zeit oft stärker die Gefahren des Netzes als die Chancen, die mit dem Lernen mit und im Internet verbunden sind. Daher ist das Angebot von sicheren und werbefreien Lernräumen für Schulen ganz wichtig.

Idealerweise bieten LMS die Möglichkeit der kontrollierten netzweiten Veröffentlichung bestimmter Bereiche oder (urheber-)rechtlich unbedenklicher Arbeitsergebnisse, wie dies z.B. bei der europäischen Lernplattform eTwinning gegeben ist.  Die Veröffentlichung bietet zudem die Chance am konkreten Beispiel, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von Bildern und Texten zu thematisieren. Ein grundlegender, aber recht neuer Lernbereich für die Schule, der bislang noch keinen festen Platz gefunden hat.

Die Arbeit für eine größere Öffentlichkeit als die eigene Klasse oder den eigenen Kurs (oder im schlimmsten Fall und für Schüler unverständlich für den Lehrer) ist enorm motivierend. Das gilt für die Erarbeitung von Ausstellungen innerhalb der Schule genauso wie für die Präsentation von Ergebnisse im Internet. Gesteigert kann diese Motivation zusätzlich, wenn tatsächlich auch Rückmeldungen zur eigenen Arbeit kommen und man sieht, dass die Veröffentlichungen wahrgenommen werden. Jeder Blogschreiber kennt das 😉

Insofern würde ich aus schulischer Sicht keine Gegenüberstellung von LMS und web 2.0 sehen, sondern neben dem Hinweis auf rechtliche Aspekte die sich ergänzenden Funktionen für den Einsatz im Unterricht betonen.

wikipedia & google in der Schule

Für mich war es neu: wikimedia bietet für Schulen sogenannte „wikipedia-Aktionstage“ an. Schüler soll in 3-4 Unterrichtsstunden grundlegende Kenntnisse im Umgang mit wikipedia ermittelt werden, außerdem ist ein „Lehrermodul“ vorgesehen. Aufgrund der Zugriffszahlen hier im Blog auf andere Artikel zum Thema lässt sich sehen, dass wikipedia im (Geschichts-)Unterricht ein wichtiges Thema ist. Ich hab selbst noch keine Erfahrung, finde aber, das Angebot klingt interessant. In der Ausgabe 2/2009 von Computer und Unterricht findet sich ein überaus positiver Erfahrungsbericht. Den Artikel gibt es hier im pdf-Format zum Download.
Gibt es andere Erfahrungen mit dem Angebot von wikimedia? Hat jemand Einführungen/Schulungen in die Arbeit mit wikipedia an seiner Schule entwickelt, die gut funktioniert haben?
Update:  Gerade kam über twitter der Hinweis (@web20classroom) der Hinweis auf ein Angebot von google: fertige Unterrichtseinheiten und Präsentationen (auf Englisch) zu den verschiedenen Funktionen und zur Arbeit mit der google-Suche. Scheint mir auf den ersten Blick etwas kleinschrittig, aber es ist sicher eine gute Basis, um davon ausgehend, eigene Unterrichtseinheiten zur Internetrecherche mit google zu basteln.
Wer auf google lieber ganz verzichten möchte, sei auf den Artikel „Suchen im Internet ohne google“ verwiesen.

Suchen im Internet ohne Google

Auf dem Blog „Eine Woche ohne“ (Google) findet sich eine lange Liste mit alternativen Suchmöglichkeiten. Es lohnt, je nach Bedarf unterschiedliche Suchstrategien anzuwenden.

Siehe dazu auch den aktuellen Eintrag auf Blog4Search. Der Blog bietet auch sonst auch viele weitere Hinweise und Tipps zum Suchen und Recherchieren im Internet.