Geocaching-Tour zur Demokratiegeschichte von Rheinland-Pfalz

Die Projektidee Geocaching für den Geschichtsunterricht zu nutzen am Beispiel der Demokratiegeschichte des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz hatten wir beim Konzeptwettbewerb von medien+bildung.com eingereicht. Gestern abend war die Preisverleihung und das eingereichte Konzept wurde in der Kategorie Schule mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Die Auszeichnung ehrt und verpflichtet uns zugleich: Nun ist es an uns, für eine gelungene Umsetzung zu sorgen.

Während es zahlreiche Angebote aus den Bereichen Tourismus, aus der politischen und außerschulischen Bildung gibt, sind mir bisher kaum Versuche bekannt, Geocaches als eine Form mobilen Lernens fachdidaktisch durchdacht für den Unterricht nutzbar zu machen gemeinsam mit Schülern lehrplanbezogene Projekte zu entwickeln. Dabei rückt das mediengestützte historisches Lernen vor Ort in den Fokus. Die sich hier bietenden Möglichkeiten wollen wir in der Praxis testen und evaluieren.

Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen von medien+bildung.com und hoffen die Ergebnisse in Form differenzierter, historischer Caching-Angebote in Koblenz für Schulklassen, aber auch alle darüber hinaus Interessierten im Lauf des nächsten Schuljahrs vorlegen zu können.

Die Preisträger 2012 © medien+bildung.com

Eine Übersicht über alle Kategorien und ausgezeichneten Projekte findet sich auf der Seite des Wettbewerbs.

Geocaching: historisches Lernen vor Ort und unterwegs

Auf den Geschichtsseiten des Bildungsservers Rheinland-Pfalz findet sich neu ein Artikel zum Geocaching:

http://geschichte.bildung-rp.de/entwicklung/geocaching.html

Der Beitrag ist eine erweiterte und überarbeitete Version des Texts, der vor kurzem hier im Blog erschienen ist.

iMedia 2012 Infoshop: Digitale Karten und mobiles Lernen

Zu dem Infoshop heute auf der iMedia 2012 in Mainz finden sich hier eine Auswahl von Links zum Thema:

http://geschichtsunterricht.titanpad.com/

Wer mag, kann die Linkliste gerne auch noch ergänzen.

Die Präsentation kann hier auch als PDF-Datei runtergeladen werden.

Geocaching als Teil der Geschichtskultur

Was Geocaching ist, brauche ich hier nicht zu erklären. Wer das nicht weiß, kann das auch an anderer Stelle nachlesen (z.B. hier oder hier). Der Blogbeitrag fasst eigentlich nur eine kleine Beobachtung der Geocaching-Touren der letzten Wochen zusammen.

Geocaching ist in den letzten Jahren zu einer Art Massen- bzw. Volkssport geworden. Hat man erstmal ein paar Caches an seinem Wohnort gehoben, fällt einem erst auf, nicht nur viele Caches überall im Land versteckt sind, sondern viele Leute sie Tag für Tag und natürlich vor allem am Wochenende heben.

Dabei gelangt man nicht nur zu den ungewöhnlichen, schönen oder sonstwie interessanten Plätzen, eine Großzahl der versteckten „Traditional“-Caches führt zu historischen Orten, die mehr oder minder vergessen, ein wenig ab vom Strom und der Aufmerksamkeit liegen…

In der Beschreibung vieler Caches begründen dies die Besitzer der Caches oft ausdrücklich damit, dass der Ort kaum beachtet wird, sie diesen aber interessant finden. So hat uns die Schatzsuche an reichlich zufälligen Städten und Orten in den letzten Wochen zu einer ehemaligen Synagoge geführt, die heute als Kulturcafé und Bibliothek genutzt wird, zu den abseitig gelegenen Fundament eines Limesturms, einer denkmalgeschützten, mehrere hundert Jahre alten Eichen, deren Name auf alte Handelswege verweist, und einem weitgehend unbeachteten frühneuzeitlichen Meilenstein.

Es ist eine wunderbare Art, sich ohne Reiseführer in unbekannten Städten von den Caches zu den besonderen Orten der Gemeinde führen zu lassen und diese so zu entdecken. Tausende von Menschen verstecken in Deutschland kleine Boxen und Dosen an historischen Orten, auf die sie damit aufmerksam machen und erinnern wollen. Und noch mehr Menschen machen sich auf diese Schätze zu entdecken und entdecken dabei auch immer unbekannte Orte und ihre Geschichte oder lernen bekannte Ort neu zu sehen.

Auch hier dienen digitale Medien nicht dem Abtauchen in „virtuelle Welten“, sondern dem Erkunden der eigenen Welt, lokaler und regionaler Geschichte(n) des Ortes, an dem man sich gerade befindet. In einer ausführlichen Beschreibung findet sich in der Regel eine Kopie des Wikipedia-Artikels oder sonstiger Kurzinfos zu dem jeweiligen Ort. Das wirkt oft ein bisschen lieblos, aber woher sollte man denn auch mehr oder andere Informationen bekommen. Und wer mal ein paar Jahre zurückdenkt, selbst wer einen Brockhaus zuhause stehen hatte, konnte darin kaum etwas über die Geschichte der kleinen Kapelle am Bach nachlesen.

Was für ein Teil im besten Sinne populärer und lebendiger Geschichtskultur!

Wenig überraschend ist, dass die Geschichtsdidaktik das Thema noch nicht entdeckt hat (zumindest ist mir nichts bekannt, für Hinweise bin ich dankbar). Die außerschulische und die politische Bildung ist hier (wiederum) weiter und wegweisend. Wer sich dafür interessiert, kann sich im Blog von Jöran Muuß-Merholz kundig machen und z.B. die beiden Projekte in Düsseldorf (Landtagsgeschichten) und Berlin (Martin Luther King) anschauen.

Das didaktische und methodische Potential von „Educaching“ für historisches Lernen auch gerade im schulischen Kontext liegt auf der Hand, ob nun Lehrkräfte einer Schule an einem Studientag gemeinsam eine Tour für ihre Klassen erstellen oder Schüler dies selbst tun im Rahmen eines Projekts im Unterricht oder in einer AG.

Gemeinsam mit dem Leiter der Stadtbildstelle Koblenz, die seit einiger Zeit auch GPS-Geräte für Schule zur Ausleihe anbietet, habe ich Projektanträge eingereicht, in denen wir zusammen mit Schülern  unterschiedliche Touren zur Geschichte von Koblenz erarbeiten wollen. Hoffentlich klappt das mit den Förderung, das würde uns durch die Unterstützung eine etwas professionellere Gestaltung erlauben.

Geocaching und Google Maps

Durch den gemeinsamen Workshop mit Jöran Muuß-Merholz auf der Tagung httpasts://digitalmemoryonthenet der Bundeszentrale für politische Bildung ist mir klar geworden, dass sich Geocaching auch für schulische Kontexte und speziell auch für den Geschichtsunterricht eignet. Geocaching muss hier nicht erneut erklärt werden. Eine gute Einführung findet sich auf den Seiten von Jöran ebenso wie Beispiele für den Einsatz von Geocaching in der historisch-politischen Bildung.

Angeregt durch den Vortrag habe ich überlegt, wie man Geocaching und Kartenarbeit im Geschichtsunterricht verbinden könnte. Nur gehört habe ich von einem Projekt aus den Niederlanden, wo Jugendliche mit Kopien alter Stadtpläne und GPS-fähigen Handys die Geschichte der Stadt erkunden (Wer weiß, um welches Projekt es sich dabei handelt? Vielleicht einen Link dazu hat? Ich wäre dankbar für Hinweise. Ich habe es bisher leider nicht finden können.)

Will man Geocaching und digitale Kartenarbeit im Unterricht miteinander verbinden, geht dies zum Beispiel mit zwei parallelen Klassen oder je einer Klasse in Mittel- und Oberstufe, bei denen in nahem zeitlichen Abstand ein ähnliches Thema ansteht. Alternativ ist auch die Zusammenarbeit mit einer Kollegin, einem Kollegen in einer entsprechenden Partnerklasse (nicht unbedingt derselben Schule) sein.

Ähnlich wie bei eTwinning-Projekten stellt Geocaching über die Orte eine Verbindung zur Lokal- bzw. Regionalgeschichte her, die aber idealerweise stets exemplarisch in einem größeren Kontext steht. Die erste Schülergruppe recherchiert Orte zu einem historischen Thema in ihrer Stadt oder Region, wählt diese aus (Frage der Relevanz für das Thema und die Gruppe!) und erarbeitet ein Multi-Cache mit z.B. der Aufgabe jeweils ein Foto zu machen, Informationen zu suchen und/oder Fragen zu beantworten.

Eine zweite Gruppe macht dann dieses Multi-Cache, eine Art digitale Schnitzeljagd, und verwendet die Informationen und Fotos, um damit eine eigene digitale Karte zu gestalten, die wiederum von anderen genutzt werden kann, z.B. zur Vorbereitung und Durchführung eigener Stadtrundgänge. Das Aufbereiten für das eigene Kartenprodukt wälzt die Inhalte um (zusammenfassen, um-/ausformulieren, Verbindungen herstellen usw.) und sichert sie damit. Außerdem werden sie so einer potentiell großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Idee zeigt eine mögliche, ich würde sagen, wahrscheinliche Entwicklung für die Arbeit mit digitalen Medien in Schule und (Geschichts-) Unterricht. Eine zunehmend wichtige Rolle werden mobile Endgeräte (Smartphones, Tablets) dabei spielen. Wie Alexander König in einem Gespräch vor kurzem zu Recht sagte: Es wird vor allem um die Einbindung der mobilen Endgeräte der Lernenden gehen. Hier wird an den meisten Schulen noch viel Nach- und Umdenken nötig sein, da noch weithin „Handyverbote“ gelten oder neu erstellt werden und die schulische Infrastruktur aus Sicherheitsüberlegungen oft ein geschlossene ist.

Das Beispiel des Geocaching verweist meines Erachtens auf eine grundlegende Entwicklung: Man „geht“ nicht mehr in den Computerraum und dort ins Internet, sondern Informationen sind mobil digital überall verfügbar. Sie sind nie losgelöst von der realen Welt, sondern stehen in enger Wechselwirkung. In Rückkopplungsschleifen erweitern die digital vor Ort verfügbaren Informationen meinen Blick auf und meine Deutung des realen Ortes, wobei ich aber auch fehlerhafte Informationen durch die Anschauung vor Ort korrigieren kann.

 Somit werden die Konzeption deutlich getrennter Räume von realer und digitaler Welt sinnvollerweise aufgehoben und neue Bildungsperspektiven sichtbar. Im Alltag ist diese scheinbare Trennung schon lange kaum mehr eine zu sein (Auto, TV usw.), während sie im Bildungsbereich auch räumlich (noch) aufrecht erhalten wird. Allerdings gibt es bereits einige Schul- und Klassenprojekte gibt, die mit individuellen Smartphones und Tablets arbeiten und das, wenn man den Berichten glauben darf, recht erfolgreich, siehe z.B. hier und hier.