Transnationale Projekte im Geschichtsunterricht

Vor mir liegt das Buch von Vadim Oswalt, Jens Aspelmeier und Suzelle Boguth „Ich dachte, jetzt brennt gleich die Luft.world-project Transnationale historische Projektarbeit zwischen interkultureller Begegnung und Web 2.0″ (2014). Bis lang leider nur angelesen, aber gespannt auf die weiteren Inhalte.

Denn es ist ein spannendes Thema, das allerdings leider immer noch nicht im Mainstream des Unterrichts angekommen ist, sondern weiterhin ein Nischendasein fristet. Nicht nur im Schulunterricht auch in den gängigen „Praxis-Handbüchern“ kommt das Thema nicht vor. Der Ansatz im vorliegenden Buch ist besonders interessant, werden hier doch mehrere Projekte aus dem Förderprogramm „Europeans for Peace“ der Stiftung EVZ untersucht. Also zu internationalen Schulgeschichtsprojekten nicht nur normativ oder praxisorientiert geschrieben, sondern empirisch gearbeitet. Das ist neu und lesenswert.

Vor über zehn Jahren habe ich meine zweite Examensarbeit über die Durchführung eines solchen Projekts mit einer litauischen Partnerklasse geschrieben und später eine Zusammenfassung der Arbeit veröffentlicht. Ursprünglich wollte ich im Anschluss über dieses Thema auch promovieren. Allerdings hieß es damals die Untersuchung von solchen internationalen Internetprojekten würde nicht genug hergeben für eine wissenschaftliche Qualifikationsarbeit. Seitdem habe ich im Unterricht zahlreiche mehr oder weniger erfolgreiche internationale Projekte durchgeführt (zuletzte siehe hier) und auch ein paar kleinere Beiträge zum Thema verfasst, die versuchen, die Ebene der reinen Projektbeschreibung zu verlassen und aufgrund der Praxiserfahrungen Potentiale, Probleme und Gelingensbedingungen solcher Projekte herauszuarbeiten.

Darum ärgert es mich ein wenig in einer einleitenden Bemerkung des Buchs zu lesen: „Von Seiten der Geschichtsdidaktik gibt es bis auf die Beschreibung einzelner Projekte faktisch keine Auseinandersetzung mit dieser Thematik.“ (S. 13) Deshalb stelle ich hier in Ergänzung des Literaturverzeichnisses eine (unvollständige) Liste mit Veröffentlichungen zum Thema zwecks leichterer Auffindbarkeit zusammen:

Daniel Bernsen, „Classroom4.eu – Schüler schreiben ein multimediales Online-Schulbuch zur Kulturgeschichte Europas“, in: Marko Demantowsky / Christoph Pallaske (Hrsg.), Geschichte lernen im digitalen Wandel, Berlin/München/Boston 2015, S. 79-90.

Daniel Bernsen, “Internationale Projektarbeit mit eTwinning – das UNESCO Welterbe im Vergleich”, in: PL-Handreichung Das Welterbe Oberes Mittelrheintal im Unterricht 14/2014, Bad Kreuznach 2014 (online verfügbar).

Daniel Eisenmenger, “Internet und interkulturelles Lernen im Geschichtsunterricht”, in: Geschichte, Politik und ihre Didaktik 35 (2007), S. 7-24.

Daniel Eisenmenger, „Multiperspektivität fördern mit eTwinning“, in: lehrer-online, veröffentlicht am 7.4.2008 (online verfügbar).

Daniel Eisenmenger, „eTwinning – eine Chance für den Geschichtsunterricht? Eine Stärkung der europäischen Perspektive(n) durch den Einsatz von webbasierten Kommunikationswerkzeugen“, in: geschichte für heute 2 (2010), S. 72-78.

Internationale Projektarbeit mit eTwinning – das UNESCO – Welterbe im Vergleich

Die Arbeit in einem bi-oder trinationalen Projekt ermöglicht einen komparativen Zugang zu Begriff und Anschauung des UNESCO-Welterbes. Die Schülerinnen und Schüler untersuchen die nächstgelegene Welterbestätte und tauschen ihre Ergebnisse mit einer oder mehreren Partnerklassen aus anderen Ländern aus. Sie entdecken dabei unterschiedliche world-projectFormen von Welterbe (Kultur, Natur, immaterielles Kulturerbe), können diese beschreiben, vergleichen und erkennen ihre Bedeutung.

Die gemeinsame Arbeit nimmt dabei je nach Alter der Schülerinnen und Schüler und je nach Ziel des Projektunterrichts auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen verschiedene Aspektein den Fokus. Das können die Kriterien der Anerkennung als Welterbe sein ebenso wie dessen Bewahrung, Tourismus oder Wirtschaft. Für Schulen in Rheinland-Pfalz und Hessenkann es darüber hinaus sinnvoll sein, über das Obere Mittelrheintal hinaus, weitere Welterbestätten in den beiden Bundesländern miteinzubeziehen, um diese miteinander zu vergleichen, so z. B. den Limes, die Porta Nigra in Trier oder den Kaiserdom in Speyer.

Was ist eTwinning?

eTwinning ist eine europäische Lernplattform für Schulen. Die Plattform besteht aus zwei Teilen: einem Community-Bereich für Lehrer und dem Twinspace, dem virtuellen Klassenraum für die gemeinsame Arbeit mit anderen Klassen aus ganz Europa. Aktuell (Stand:11/2014) sind auf eTwinning 275653 Lehrkräfte registriert. Im Lehrerbereich besteht die
Möglichkeit, Partner für eigene Projekte zu suchen, sich mit anderen Lehrkräften auszutauschen und gemeinsame Unterrichtsvorhaben vorzubereiten. DieAnmeldung und Nutzung ist kostenlos. Die Plattform ist darüber hinaus vollständig werbefrei, was sie für den Einsatz inder Schule besonders geeignet macht.
Um einen virtuellen Klassenraum, den sogenannten Twinspace, zu erhalten, benötigt man mindestens einen Partner aus einem der am eTwinning-Programm teilnehmendem Ländern.Das sind die 28 Länder der Europäischen Union sowie darüber hinaus Island, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Norwegen, die Schweiz und die Türkei. Im Rahmen von eTwinning Plus können auch Schulen aus Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, der Ukraine sowie Tunesien teilnehmen.
Aufbauend auf einer eTwinning-Partnerschaft mit einer Schule aus einem dieser Länder können aber auch weitere, ggf. nicht-europäische Partner zur gemeinsamen Arbeit im virtuellen Klassenraum eingeladen werden, so dass sich
auch die globale Dimension des Welterbes im Projekt aufgreifen lässt. eTwinning stellt dafür allerdings keine Partnersuche zur Verfügung. Hilfreich kann hier z. B. das weltweite Netzwerk der UNESCO-Projektschulen sein.

Um den Schülerinnen und Schülern Zugang zum virtuellen Klassenraum zu geben, müssen keine Daten angegeben werden, nicht einmal eine E-Mailadresse ist notwendig. Im Twinspace gibt es verschiedene Bereiche, die gemeinsam von Lernenden und Lehrkräften oder getrennt voneinander genutzt werden können. Als Kommunikations-, Arbeits-und Publikationswerkzeuge stehen in jedem Klassenraum u. a. Foren, Blogs, interne E-Mails, Wikis und Fotogalerien zur Verfügung. Auch externe Inhalte wie z. B. Videos von Youtube können eingebunden werden.

Didaktisch-methodische Anmerkungen

Bei der Arbeit mit eTwinning handelt es sich um Projektarbeit mit einer Online-Lernplattform. Die Häufigkeit des Austauschs und die Intensität der Zusammenarbeit bestimmen die Partner jeweils selbst. So ist ebenso ein Projekt denkbar, das in wenigen Wochen alle Unterrichtsstunden der Projektarbeit widmet wie über einen Zeitraum von mehreren Monaten jeweils mit einer Projektstunde jede oder alle zwei Wochen. Entscheidend ist die Planung und Absprache durch die Partner und die zeitlich synchronisierte Abfolge der Arbeitsschritte in den beteiligten Lerngruppen mit jeweils vereinbarten Endterminen für die jeweilige Aufgabe oder Arbeitsphase.

eTwinning ist über einen Browser zugänglich. Zur Arbeit in der Schule sind also ausreichend Computer mit Internetanschluss notwendig. Je nach Projektplanung können weitere Geräte wie ein Beamer für Präsentation oder Lautsprecher für eine Videokonferenz notwendig sein. Bei der Projektplanung sollte vorab geklärt werden, ob die benötigte Software (z. B. Foto- oder Videobearbeitungsprogramme) auf den Schulrechnern vorhanden ist oder die Möglichkeit besteht, diese ggf. bis zum Projektstart dort zu installieren.
Je nach Alter und Erfahrung der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Lernplattformen und im Austausch mit Partnerklassen ist es empfehlenswert, vor Beginn des Projekts gemeinsam Verhaltensregeln für den „virtuellen Klassenraum“ zu besprechen und zu vereinbaren. Dinge, die eigentlich im Umgang selbstverständlich sind, werden in Einzelfällen manchmal mal nicht beachtet, was zu Irritationen und Problemen in der Projektarbeit führen kann.
Ein höflicher Ton und Umgang miteinander sollten selbstverständlich sein. Nur Dokumente (z. B. Fotos), die in inhaltlichem Bezug zum Projekt stehen, sollen hochgeladen werden. Den Schülerinnen und Schülern stehen im Twinspace auch Kommunikationsmittel wie private E-Mail oder eine private Chat-Funktion zur Verfügung, die für die Lehrkraft nicht einsehbar sind. Kontrollverlust ist aber nicht zu fürchten, da z. B. die E-Mails beim Empfänger dokumentiert werden und die Lehrkräfte in permanentem Austausch stehen. Das sollte den Schülerinnen und Schülern auch transparent gemacht werden.

Es ist theoretisch möglich, das Projekt nur im Klassen- und Computerraum durchzuführen und virtuelle Informations- und Zugangsmöglichkeiten zu nutzen. Sowohl bei der Vorstellung der eigenen Stadt, Region und speziell bei der Arbeit zum Welterbe erscheint es aber sinnvoll, dass die Lernenden die Schule verlassen und vor Ort Erkundungen durchführen und ihre Beobachtungen dokumentieren.

Exemplarischer Projektverlauf

Als Beispiel, wie die Arbeit mit eTwinning aufgebaut und strukturiert werden kann, soll ein Projektplan für ein eTwinning-Projekt „Unser UNESCO-Welterbe“ einer Schule im Welterbe am Mittelrhein mit einer Partnerklasse auf La Réunion (Weltnaturerbe) im Fremdsprachen- und Biologieunterricht einer 10. Klasse sein. Die Projektplanung lässt sich leicht an andere Themen und Regionen anpassen, indem entsprechend der inhaltliche Fokus verändert wird.
Grundsätzlich ist es immer eine didaktisch sinnvolle Möglichkeit von der Lebenswelt der Lernenden und damit also von den Regionen der Projektpartner auszugehen, in denen die Schülerinnen und Schüler das Welterbe entdecken, beschreiben und schließlich im Hinblick auf Ähnlichkeiten und Unterschiede im Austausch mit der Partnerklasse vergleichen.

Vorbereitung
1. Registrieren als Lehrkraft auf dem eTwinning-Portal (www.etwinning.net)
2. Falls nicht vorhanden, Suche nach (einem) geeigneten Partner(n) über die eTwinning-„Partnerbörse“ („eTwinner finden“), die auf dem eTwinning-Desktop nach Registrierung verfügbar ist.
3. Frühzeitiges Einbinden der Lernenden in die Projektplanung.
4. Kontaktaufnahme und Austausch mit Lehrkraft der Partnerklasse: Vereinbaren der Projektinhalte und –
ziele, der Kommunikationsmittel, des zeitlichen Rahmens, der Austauschfrequenz, der einzelnen Arbeitsschritte, ggf. eines (gemeinsamen) Lernprodukts.
5. Beantragung eines gemeinsamen Twinspace, virtuelles Klassenzimmer auf eTwinning. Nach Freischaltung Einrichten des Klassenraums und der Zugangsdaten der Schülerinnen und Schüler.

Durchführung
Im vorliegenden Projekt war vereinbart zwei bis drei Unterrichtsstunden pro Woche an dem Projekt zu arbeiten. Die Stunden lagen allerdings nicht parallel, so dass für synchrone Aktivitäten (Chat, Videokonferenz) Stunden mit Kollegen getauscht oder (freiwillige) Termine am Nachmittag vereinbart wurden. Das Projekt wurde in La Réunion im bilingualen Fachunterricht Biologie, in Deutschland fächerübergreifend in Französisch und Biologie durchgeführt. Die Kommunikation erfolgte jeweils in der Fremdsprache auf Deutsch bzw. Französisch.

1. Woche: Sich vorstellen und kennenlernen, Videokonferenz der Klassen als „Eisbrecher“, Kurzvorstellung der Schüler im Twinspace mit „Steckbriefen“.

2. Woche: Vorstellen der eigenen Schule und Stadt mit Hilfe von PowerPoint-Präsentationen oder kurzen Videos, Möglichkeit sich darüber im Chat oder Forum auszutauschen und Fragen zu stellen.

3. Woche: Die Schülerinnen und Schüler erstellen ein Online-Quiz über die eigene Region und ihre Freizeitaktivitäten für die andere Gruppe.

4. Woche: Einführung des UNESCO-Welterbes, Nutzung von z.B. Google Earth oder Google Streetview. Dazu gibt es auch ein spezielles Plugin für „Google Earth“, das UNESCO-Weltkulturerbestätten anzeigt.

5. Woche: Gesamtüberblick Weltnaturerbe auf La Réunion und Weltkulturerbe am Mittelrhein (Karten, Sehenswürdigkeiten). Vergleich von Natur- und Kulturerbe: Was ist beiden als Welterbe gemeinsam?

6.-7. Woche: Arbeit in gemischten Gruppen mit je zwei bis drei deutschen und französischen Schülern zu selbst gewählten Themen und Aspekten (Tourismus, Wirtschaft, Freizeit, Geschichte, Biodiversität etc.), die sie vergleichend für die beiden Welterbestätten erarbeiten.

8. Woche: Abschluss: Präsentation und Auswertung der Ergebnisse der Gruppenarbeiten (in diesem Fall PowerPoint-Präsentationen, denkbar wäre auch z. B. Texte und Fotos in einem gemeinsamen Blog oder die Gestaltung einer Ausstellung, die in beiden Schulen gezeigt wird)

Nachbereitung: gemeinsame Evaluation des Projekts

Bezüge zu anderen Fächern

Der Unterrichtsvorschlag zeigt eine Möglichkeit auf in einem bi-oder sogar multilateralen Klassenprojekt Welterbe-Bildung auch in den Fremdsprachen aufzugreifen. Dies bietet sich besonders für die Zusammenarbeit mit anderen Fächern an. Je nach thematischer Schwerpunktsetzung im Projekt ist eine Kombination mit fast allen naturwissenschaftlichen oder gesellschaftswissenschaftlichen Fächern denkbar. Inhaltliche Anregungen für ein eigenes Projekt finden sich z. B. in den Anerkennungskriterien der UNESCO für die Welterbestätte (siehe Beitrag 1.3 und 2.2).

Im Sprachunterricht können notwendige Redemittel geübt und der Wortschatz erarbeitet, im Fachunterricht die Inhalte begleitend vertieft bearbeitet werden. Für einen Fokus auf die UNESCO und die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Welterbestätten und der Statusvergabe sowie aktuelle Fragen und Probleme bieten sich besonders die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer an.

Literatur- und Medienhinweise

Europäische Lernplattform eTwinning: http://www.etwinning.net/de/pub/index.htm

eTwinning Deutschland: http://www.etwinning.de/ (hilfreiche Seite mit Hinweisen zu aktuellen Angeboten, Fortbildungen, Kontaktseminaren, Praxishandbüchern zum Download etc.)

Daniel Eisenmenger, eTwinning – eine Chance für den Geschichtsunterricht? Eine Stärkung der europäischen Perspek
tive(n) durch den Einsatz von webbasierten Kommunikationswerkzeugen. in: geschichte für heute 2 (2010), S. 72-78.

Daniel Eisenmenger, Multiperspektivität fördern mit eTwinning, online: www.lehrer-online.de/multiperspektivitaet.php

Dieser Beitrag wurde ursprünglich unter CC BY-NC-SA Lizenz in der PL-Information 14/2014 „Welterbe-Bildung im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal“ veröffentlicht.

Was ein Logo-Wettbewerb für Erkenntnisse bringen kann

Titelbild des Projektblogs

Aktuelles Titelbild des Projektblogs

Im Rahmen des eTwinning-Projekts zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg haben wir auf Wunsch der aserbaidschanischen Schulen mit einem „Logo-Wettbewerb“ begonnen. Die Schülerinnen und Schüler der beteiligten Klassen konnte ein Logo für das Projekt entwerfen. Die gestalteten Logos sind seit Freitag online und im begleitenden Blog des Projekts kann darüber abgestimmt werden.

Das Alter der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler liegt so ca. zwischen 14-17 Jahren und, ehrlich gesagt, war ich von der Idee eines Logo-Wettbewerbs nicht sehr begeistert.

Aus meiner – zugegebenermaßen engstirnig kognitiven – Sicht sprachen da drei Dinge dagegen:

1) das Alter der Lernenden, mir schien so dies eher für jüngere Schülerinnen und Schüler geeignet, deshalb habe ich den Wettbewerb auch nur für Freiwillige zusätzlich angeboten, aber dafür keine Unterrichtsstunden für die ganze Klasse zur Verfügung gestellt;

2) die fehlende historische Auseinandersetzung, der fehlende Bezug zum Geschichtsunterricht;

3) der mangelnde inhaltliche Überblick zu Beginn des Projekts, das eigentlich für die Kreation eines solchen Logos hilfreich, wenn nicht sogar notwendig ist.

Letzteres zeigt sich auch in (fast) allen eingereichten Entwürfen. Sie nehmen Bezug auf den Ersten Weltkrieg (der bereits Thema im Unterricht war), aber nicht auf die Erinnerungskultur. Wenn Sie erinnerungskulturelle Elemente aufnehmen, dann bleiben sie auf den eigenen nationalen bzw. kulturellen Rahmen beschränkt. Viele Entwürfe verwenden Flaggen, wobei bei einigen nur vier Flaggen aufgenommen wurden, obwohl Schulen aus verschiedenen Ländern an dem Projekt teilnehmen; nicht bei allen Entwürfen wird deutlich, ob es sich um die Flaggen der an dem Projekt beteiligten Ländern oder um eine ahistorische Verwendung heutiger Flaggen in Bezug auf die damaligen Teilnehmerstaaten handelt.

Nichtsdesotrotz zeigen die eingereichten Beiträge eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Für mich überraschend war auch, wer das Angebot, freiwillig ein Logo zu kreieren und einzureichen, angenommen. Hinter allen Entwürfen stecken viel Überlegungen, Arbeit und Zeit. Das Kreieren eines Logos bot für einige offensichtlich einen anderen, interessanten Zugang zu dem Thema.

Darüber hinaus lassen sich die Logo-Entwürfe, unabhängig von der Abstimmung, nun wunderbar nutzen, um in das eigentliche Projektthema „Erinnerungskultur“ einzusteigen. Mit dem Blick auf die Entwürfe werden einige zentrale Elemente der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg (Poppies, Kriegerdenkmäler etc.) sichtbar, die Ausgangspunkte für das Entdecken national geprägter Erinnerungsräume und die Diskussion mit den Lernenden der anderen Klasse darüber sowie die Suche nach Erinnerungsspuren in der eigenen Stadt sein können.

Das Projekt zeigt darüber hinaus auch beispielhaft, welche Möglichkeiten sich für eine multiperspektivische Internationalisierung des Geschichtsunterrichts durch die Arbeit mit digitalen Medien als Kommunikations-, Kollaborations- und Publikationswerkzeuge ergeben (ausführlich dazu: Classroom4.eu Schüler schreiben ein multimediales Online-Schulbuch). 

Internationales Schulprojekt zur Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg

Titelbild des Projektblogs

Titelbild des Projektblogs

Über die schwierige Suche nach einem Titelbild für das Blog hatte ich ja bereits berichtet. Es ist dann in der Tat eine Collage mit Bildern aus den zunächst vier teilnehmenden Ländern geworden. Mittlerweile ist noch eine Schule aus Kanada neu im Projekt dabei. Das bringt eine spannende Perspektiverweiterung in das Projekt, macht aber auch nötig, dass wir – streng genommen – die Einschränkung „europäisch“ aus dem Titel streichen müssen. Mal schauen, ob wir dafür auch das Titelbild neu gestalten. Das Blog zum Projekt enthält naheliegenderweise noch nicht viele Einträge, aber es ist bereits online. Wer sich für Projekt oder Thema interessiert, findet dort in den nächsten Wochen hoffentlich viele interessante Beiträge aus den verschiedenen Schulen: https://ww1remembrance.wordpress.com

Mehrsprachiges Wörterbuch zur Geschichte

dictionary

Beim Lesen der Rezension zu Winfried Baumgarts dreisprachigem „Wörterbuch historischer und politischer Begriffe des 19. und 20. Jahrhunderts“ kam mir die Idee zu einem kurzen Tipp aus der Unterrichtspraxis.

Internationale Geschichtsprojekte z.B. mit eTwinning werden oft in einer gemeinsamen Drittsprache, in der Regel Englisch, seltener auch Französisch durchgeführt. Sprachwörterbücher helfen hier oft nicht weiter. In der angeführten Rezension heißt es dazu:

„Aber können Historiker nicht dennoch, wenn es ‚bloß‘ um Übersetzung geht, in allgemeinen Lexika und Enzyklopädien – oder ‚im Internet‘ – nachschlagen? Das ist, wie die Erfahrung zeigt, oft problematisch. Wer konventionelle ‚analoge‘, aber eben auch digitale Hilfen wie dict.cc oder leo.org regelmäßig nutzt, stößt auf der Suchen nach treffenden Übersetzungen schnell an Grenzen – sprich: auf Fehlanzeigen oder ‚falsche Freunde‘.“

Nun ist es für Schule wenig sinnvoll Baumgarts Werk anzuschaffen, um dann für vergleichsweise viel Geld ein oder zwei Bücher zu haben. Sehr hilfreich sind hingegen die verschiedenen Sprachversionen der Wikipedia. Nach meiner Erfahrung funktioniert die Verlinkung der Sprachversionen sehr gut für das Auffinden von Fachbegriffen, Eigennamen historischer Orte und Personen oder den Bezeichungen historischer Ereignisse, die nicht im Wörterbuch stehen. In Einzelfällen, eher bei den Fachbegriffen als den Ereignissen, ist dort allerdings auch mal keine Verlinkung in andere Sprachen vorhanden.

Ansonsten ist die Handhabung überaus einfach: Man sucht in der deutschsprachigen Wikipedia den entsprechenden Eintrag, z.B. den „Hitler-Stalin-Pakt“ und erhält mit Klick auf die links angezeigten Sprachversionen z.B. die englische, französische, aber auch niederländische oder litauische Bezeichnung. Die Kenntnis der Benennung in der Fremdsprache se ist eine grundlegende Notwendigkeit für die Verständigung und Diskussion über Geschichte. Wer weiß schon, dass, wenn jemand auf Englisch von Hedeby spricht, er Haithabu meint.

Ein Vorteil ist zudem, dass die Begriffe kontextualisiert sind und auch Varianten angegeben werden. Die unterschiedlichen Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen können darüber hinaus auch Anlass sein, die darin enthaltenden Perspektiven zu untersuchen.

Die verschiedenen Sprachversionen sind übrigens auch in der Wikipedia-App verfügbar. Dort allerdings etwas versteckt über den Button (in Android oben rechts die drei Punkte) „In anderen Sprachen lesen“.

 

Der Erste Weltkrieg zum Remixen

Ein Gastbeitrag von mir im Medienpädagogik-Praxisblog:

100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs steht mit den Europeana Collections 1914-1918 eine einzigartige Sammlung digitalisierter Quellen für die Geschichte des Weltkriegs online. Die Digitalisate stammen aus zwei parallelen Projekten: Gemeinsam mit Archiven, Museen und Bibliotheken aus ganz Europa Quellen digitalisiert und bereitgestellt. Zeitgleich wurden Objekte aus Familienbesitz erfasst und digitalisiert. Einige Menschen reisten hunderte von Kilometern, andere warteten stundenlang, um ihre Familiengeschichte erzählen und aufzeichnen oder um ihre Familienerbstücke digitalisieren und ins europäische Online-Kulturerbe aufnehmen zu lassen.

Auf diese Weise ist eine Sammlung von mehreren Hunderttausend Digitalisaten zum Ersten Weltkrieg entstanden. Mehr als ein einzelner sichten kann. Das Sammlungsprojekt ist abgeschlossen, die Website veröffentlicht. Es stellt sich die Frage, was nun tun mit dem überwältigenden Ergebnis dieses Jahrhundertprojekts? Können die digitalisierten Quellen für medienpädagogische Geschichtsprojekte genutzt werden? Und wenn ja, wie?

Den ganzen Beitrag lesen.

Zeitzeugenprojekt: Koblenz 1950-1970

Mit der letzten Stunde vor den Ferien ist das Projekt fertig geworden. Im Blog war ja bereits zwei Mal die Rede von dem aktuellen Zeitzeugenprojekt im Leistungskurs. Nun liegen die Ergebnisse in Form eines kleinen Readers vor. Wer mag, kann mal reinschauen. Die Bearbeitungen sind sehr unterschiedlich, können teilweise sicherlich aber auch für Klassen in Koblenz als Unterrichtsmaterial für die Zeit dienen.

Projekt: jüdische Geschichte

In den vergangenen Tagen haben wir bei uns an der Schule im Rahmen der UNESCO-Projekttage (insgesamt 3 Tage von jeweils 8-13h) mit einer kleinen Gruppe von Achtklässlern und einem Siebtklässer zu jüdischem Leben in Vergangenheit und Gegenwart in Koblenz und Mainz gearbeitet. Die Projekttage standen unter dem Motto „Welterbe Erde – mach dich stark für Vielfalt“, was wir mit dem Projekttitel „Jüdisches Leben am Rhein – Verlorene Vielfalt?“ aufgegriffen haben und mit einem Besuch in Mainz auch einen Bezug zum UNESCO-Welterbeantrag der SchUM-Städte hergestellt haben.

Den Holocaust haben wir dabei bewusst (weitgehend) ausgeklammert, weil dieser in Schulen und Medien sehr stark fokussiert wird und wir aufzeigen wollten, dass jüdische Geschichte und Kultur mehr ist und nicht darauf reduziert werden darf. Die Schülerinnen und Schüler haben eigene Zugänge zum Thema entwickelt und daraus verschiedene Produkte erstellt, die in einem Blog dokumentiert sind. Wer Zeit und Lust hat, kann ja mal reinschauen:

http://juedischegeschichte.wordpress.com/

 

Jüdische Geschichte in der eigenen Stadt mit dem Smartphone entdecken

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„Wie vermittelt man Jugendlichen heute jüdische Geschichte und Kultur?“ Mit dieser Frage in einem Tweet wurde ich diese Woche auf den Geschichtomat aufmerksam. Die Seite ist ein Projekt des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden. Zur Projektwoche jetzt im Februar begeben sich Hamburger Schüler auf Spurensuche, dokumentieren und veröffentlichen ihre Ergebnisse in multimedialer Form auf der Webseite, wo sie auf einer Karte auch in der Stadt verortet werden.

Dieselbe Frage haben wir uns in Koblenz auch gestellt. Und auch wir sind – wenig überraschend – zu einem Lernszenario gekommen, dass die Arbeit mit digitalen Medien und mobiles Lernen in den Mittelpunkt stellt, allerdings mit etwas anderem Fokus als in Hamburg. Zunächst ging es gleichfalls darum von der Perspektive, die sich bei vielen Schülern findet, Juden ausschließlich als Opfer wahrzunehmen abzurücken und einen Blick auf jüdische Geschichte als Teil einer historisch vielfältigen Gesellschaft zu werfen.

Der aktuelle 13er Leistungskurs Geschichte hat dazu in Form eines Projekts zwischen schriflichem und mündlichem Abitur begonnen in Zusammenarbeit mit der Stadtbildstelle Koblenz sowie unterstützt durch das Leo-Baeck-Programm, Aspekte jüdischer Geschichte in Koblenz zum eigenen Entdecken für Jugendliche und andere Interessierte aufzubereiten.

Zum Einstieg in das Projekt stand eine Geschichte zur Entdeckung von zwei Treppen, bei denen jüdische Grabsteine als Stufen benutzt wurden. Die erste Treppe wurde 1950 entdeckt und löste einen kleinen Skandal in der Stadt aus. Die zweite Treppe wurde erst 2010 freigelegt. Alle Grabsteine sind mittlerweile entfernt und auf den jüdischen Friedhof überführt. Wer die ganze Geschichte nachlesen möchte, finde auf den Internetseiten des Stadtarchivs Koblenz unter Stadtgeschichte Online ein umfangreiches PDF.

Die Geschichte ist an sich recht spannend und verrät viel über den Umgang mit Juden und dem jüdischen Kulturerbe in der Nachkriegszeit. Nur wird das rund 60 Seiten lange PDF-Dokument wohl kaum jemand in Gänze lesen. Insofern bot es sich an, an diesem Beispiel zu überlegen, ob und ggf. wie sich wissenschaftlich aufgearbeitete Geschichte interessant für ein breites Publikum umsetzen lässt. Ein solches, durchaus anspruchsvolles Vorgehen im Geschichtsunterricht kann eine grundlegende kritische Auseinandersetzung mit Produkten der populären Geschichtskultur anregen.

Für die Umsetzung haben wir uns entschieden, parallel sowohl ein Geocache wie auch ein Geoquest mit dem Editor von Questor herzustellen. Letzteres ist eine kostenlose App für Apple und Android, mit deren Editor sich eine Art multimedialer Stadtrallyes konzipieren lassen, die dann über einen Spielcode in den Apps auf den mobilen Geräten installiert werden können.

Beide Produkte führen über die Spiel- und Rätselform zur Auseinandersetzung mit der Geschichte. Die Ergebnisse sind öffentlich und kostenlos für alle Interessierten nutzbar. Wer Interesse hat, findet den Cache „Jüdische Grabsteine als Treppenstufen“ auf opencaching.de. Der Code zur Installation bei Geoquest lautet: 299609.

In einem zweiten Schritt nehmen wir nun speziell die mittelalterliche Geschichte in den Blick und versuchen gezielt für eine 7./8. Klasse eine Tour zur jüdischen Geschichte in Koblenz anzulegen, die vom Sitz des Stadtherrn zur Judengasse und zum Markt führt. Dabei sollen alle lehrplanrelevanten Aspekte berücksichtigt werden, so dass die Geschichtskollegen in den Koblenzer Schulen das entsprechende Schulbuchkapitel auch durch ein ortbasiertes, entdeckendes Smartphone-Spiel in der Stadt ersetzen könnten.