Online-Spiele zum Selberbasteln

Auf classtools.net gibt es auf Englisch einige Online-Spiele, die man mit eigenen Inhalten füllen kann. Zum Ausprobieren habe ich mich bei der Zeitleiste von historicum.net bedient und die Daten in das Formular eingetragen. Das Ergebnis kann man hier sehen (und natürlich auch spielen). Die Seiten und Informationen sind auf Englisch. Das Beispiel ist so eingestellt, dass man zwischen den fünf möglichen Spielen wählen kann und auch die eingegebenen Daten lassen sich editieren. Beides kann beim Erstellen gesperrt werden, so dass ein Spiel vorgegeben ist und die eingegebenen Informationen nicht verändert werden können.

Die Spiele sind alle in einem Retro-Stil gehalten, der zumindest für mich einen gewissen Charme besitzt, für Schüler vermutlich weniger…  Die Spiele sind extrem schnell und einfach zu erstellen, können dauerhaft gespeichert und über eine URL den Lernern zur Verfügung gestellt werden. Alle Spielmodelle basieren auf reinen Wissensfragen: Abfragen und Zuordnen von Namen, Ereignissen oder Jahreszahlen. Damit sind die Einsatzmöglichkeiten für den Geschichtsunterricht sehr begrenzt. Aber warum nicht etwas Abwechslung in den Unterricht bringen?  Zur methodischen Auflockerung und inhaltlichen Wiederholung können diese Art Spiele auf jeden Fall mal eingesetzt werden.

Virtuelle Erinnerungskultur

Unter diesem viel versprechenden Titel findet sich ein kurzer Beitrag in der aktuellen GWU Ausgabe zu „Erinnerungsorten“. Leider wird dort, der Beitrag fällt unter die Rubrik „Informationen neue Medien“, nur auf im Internet vorhandene Informationsportale und publizierte Texte über Erinnerungsorte hingewiesen. Auch wenn die Literaturhinweise durchaus interessant sind, fand ich das enttäuschend.

(Die Linkangaben sind übrigens bis zu drei Zeilen lang, weil u.a. die exakte URL eines PDF angegeben wird – ich habe es nicht geschafft, diese richtig abzuschreiben, wie ich nach Rückkehr aus der Bibliothek zu Hause dann gemerkt habe.)

Das ist schade, weil die Chance vertan wurde entsprechend des Titels auch das Thema von virtuellen Erinnerungsorten im Netz aufzugreifen und diese aktuellen geschichtskulturell hoch interessanten Entwicklungen einem vermutlich weniger medienaffinen, dafür aber breiterem Publikum vorzustellen. Was das „virtuelle“ im Titel des GWU-Beitrags sein soll, erschließt sich mir nicht. Die sonst um präzise Begriffe bemühte Geschichtswissenschaft scheint „virtuell“ weiterhin auf alles zu projizieren, was irgendwie mit dem Internet zu tun hat.

In diesem Blog wurde schon mehrfach darauf hingewiesen: Zunehmend finden sich (sehr unterschiedliche) Formen des Gedenkens und der Erinnerungskultur im Internet, hier lässt sich dann in der Tat von „virtueller Erinnerungskultur“ sprechen. Die Bundeszentrale für politische Bildung organisiert Mitte April eine internationale Tagung in Berlin unter dem Titel „“httppasts://digitalmemoryonthenet“, die das Thema aufgreift und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet:

Auschwitz bei Facebook. Anne Frank auf YouTube. Ein Tweet aus dem Holocaust Museum – Die Erinnerung an die Vergangenheit ist längst Teil der virtuellen Welt. Digitale Medien prägen somit nicht nur die heutige gesellschaftliche Kommunikation, sie bestimmen auch zunehmend unser Verständnis der Vergangenheit und schaffen neue Formen des Erinnerns und der Vermittlung von Geschichte: Hat das Geschichtsbuch bald ausgedient? Werden Gedenkstättenbesuche überflüssig? Wird es künftig ausschließlich virtuelle Zeitzeugenbegegnungen geben?

Mehr Informationen sowie das Programm finden sich auf der Website der Tagung.

Im Rahmen des Programms werden Jöran Muuß-Merholz und ich am letzten Tag auch einen gemeinsamen Workshop „Lernen (wie) im echten Leben – Geocaching, Mobile Apps und selbst gestaltete Stadtrundgänge“ anbieten.

Googles Ngram Viewer

Die Suchbegriffe: Geschichtsunterricht (blau),  Geschichtsdidaktik (rot), Geschichtsbewußtsein (grün) und Geschichtskultur (gelb) im Vergleich auf http://ngrams.googlelabs.com/. Es lässt sich erkennen, wann welche Begriffe geprägt wurden und gewisse Hochphasen erlebten. Demnach hätte „Geschichtsbewusstsein“ seinen Zenit überschritten, während sich die „Geschichtskultur“ nach deutlich späterem Beginn noch im Aufstieg befindet. Der Trend setzt sich übrigens fort und nach 2004 überflügelt die Geschichtskultur das Bewusstsein in den Publikationen (die Google Daten reichen bis 2008).

Interessant sind auch die Ausschläge für „Geschichtsunterricht“ mit einem starken Anstieg nach der Reichsgründung und zwei Spitzen vor 1900 sowie vor dem 1. Weltkrieg. In dieser  Heftigkeit  überrascht hat mich der Ausschlag direkt nach dem 2. Weltkrieg, den hätte ich 15-20 Jahre später vermutet. Vor 2000 folgen dann noch zwei weitere, deutlich kleinere Spitzen in den 70er Jahren sowie rund um 1989/90, von denen die zweite parallel zum Aufstieg der Geschichtdidaktik verläuft und auch danach diese Parallelität im Kurvenverlauf hält, hier also in gewisser Weise eine Kopplung von Geschichtsunterricht und -didaktik ab den 1980er Jahren zu beobachten ist.

Die Kurve gibt  also die entscheidenen Entwicklung des Geschichtsunterricht recht gut wieder. Trotz der Rückgänge verbleibt der Geschichtsunterricht auf einem im Zeitraum der 200 Jahre hohen Niveau. Dies könnte eine insgesamt gestiegene gesellschaftliche Bedeutung von Geschichte und Geschichtsunterricht widerspiegeln (was wohl auch nicht ausreichen dürfte, die Kultusministerien zu einer Rücknahme der Stundenkürzungen und Fachzusammenlegungen der letzten Jahrzehnte zu bewegen).

Der Ngram Viewer ist auf jeden Fall ein nettes Spielzeug 😉 Ob es auch mehr ist: Hintergrundinformationen und mögliche Einsatzszenarien für die Forschung  finden sich hier auf Culturomics. Siehe auch die Beiträge von Jan Hodel auf weblog.histnet und Googles Ngram macht Laune von Michael Schmalenstroer mit der etwas aussagekräftigeren Suche nach „Adolf Hitler“ in verschiedenen Sprachen.

3D-Reise ins Berlin von 1989

Twinity ist eine 3D-Spiegelwelt basierend auf realen Städten und realen Menschen.“ Die ersten eingerichteten Städte sind neben Berlin noch Singapur, London und Miami.

Das Programm runterladen, eine eigene Spielfigur einrichten und sich mit den Funktionen vertraut machen, ist eine Sache von maximal 30 Minuten. Danach ist (so war es zumindest bei mir) viel Staunen angesagt, wobei ich aber zugeben muss, dass ich mich das erste Mal in so einer 3D-Welt bewegt habe, und es daher für Leute, die schon in Second Life o.ä. unterwegs waren oder sind, nichts Neues ist.

Das geschichtskulturell Interessante bei Twinity: Wer sich nach Berlin beamen lässt, landet vor dem Brandenburger Tor und dahinter befindet sich einer von fünf Zugängen zu einem virtuellen Mauermuseum. Einige Plakate geben dort kurze Hintergrundinformationen zum Projekt und der  Geschichte der Berliner Mauer. Im Wesentlichen befindet man sich aber nach Durchschreiten des Tores in einer 3D-Rekonstruktion  des Berlins von 1989. Die Mauer steht noch, man kann 2 Km  an ihr entlanglaufen und u.a. den Checkpoint Charlie oder das Mahnmal der weißen Kreuze am Reichstagsufer besichtigen.  Ödland und Grenzstreifen, wo heute das Leben pulsiert.

Bei aller spontanen Faszination stellt sich mir die Frage: Ist hier historisches Lernen möglich?  Klar kann man das virtuelle Berlin heute mit dem Zustand von 1989 vergleichen, dasselbe leisten aber auch entsprechende Fotografien oder Filmauschnitte, denen ich gegebenüber eine 3D-Rekonstruktion den Vorzug geben würde. Der Aufwand scheint mir in diesem Fall unverhältnismäßig groß, aber spannend ist es trotzdem… 😉

Netzwerk digitale Geschichtswissenschaften

Am kommenden Dienstag (2. November) wird die neue Internetplattform des Netzwerks „Digitale Geschichtswissenschaften“ (inklusive Didaktik) der Universität des Saarlandes offiziell vorgestellt. Einen ersten Eindruck des Portals kann man auf der Seite bereits bekommen. Beim Informationsdienst Wissenschaft gibt es  dazu auch eine kurze Pressemitteilung.

[Aufmerksam geworden auf die Seiten bin ich übrigens durch den noch relativ neuen Blog von Historiker Kraus.]

Wikipedia, Geschichtswissenschaft und Schule 2

Eigentlich überrascht es wenig, dass eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Wikipedia gerade in der Geschichtswissenschaft stattfindet. Die für die Bewertung von Informationen im Internet nötigen Kernkompetenzen sind nichts anderes als das Handwerkszeug eines Historikers. Eigentlich müsste der Geschichtsunterricht, die Lehrer und Verbände, hiermit hausieren gehen, es laut rausschreien. Selbstbewusstsein statt defensiver Verteidigungshaltung,  die u.a. zu übereilten Entwürfen von verschiedenen, empirisch nicht fundierten „Kompetenz“modellen geführt hat. Man wollte damit die Position des Fachs sichern im Abwehrkampf gegen die immer wieder erfolgte Abwertung der gemeinschaftskundlichen Fächer durch Kürzung der Stundenzahlen oder deren Zusammenlegung. Sicher ein hehres Ziel. Die Umsetzung hat aber aufgrund ihrer unausgereiften  und falsch verstandenen Umsetzung mit dazu beigetragen, „Kompetenzorientierung“ in weiten Teilen der Geschichtslehrerschaft zu diskreditieren.

Auch wenn ich gegen eine reine Funktionalisierung bin, denke ich, könnten wir viel stärker darauf pochen, dass in unserem Fach die grundlegenden Kompetenzen für die Internet-Informationsgesellschaft erlernt werden (u.a. neben vielen anderen Dingen). Die Kriterien, die an die Bewertung von Informationen aus dem Internet angelegt werden, sind im Grunde nichts anderes als das, was Historiker als Quellenkritik bezeichnen. Alltägliches Handwerkszeug in Wissenschaft und teilweise auch im Unterricht. (Letzteres nur teilweise, da die Quellen in den Schulgeschichtsbüchern leider oft nur Illustration des Verfassertextes sind.)

Es geht dabei um nichts Zusätzliches, sondern um den Kern des Geschichtsunterrichts, grundlegende Fähigkeiten, deren Erlernen durch eine richtig verstandene Kompetenzorientierung (siehe dazu auch den neuen Blogbeitrag von Andreas Körber) noch verstärkt werden kann. Was mich wundert, ist, dass dies nicht deutlicher gesagt und betont wird. Dies würde die Rolle des Fachs innerhalb der Schulen und gegen über den Kultusbehörden stärken.

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Archive & Computer-/Internetspiele

Gestern bin ich durch einen Tweet von EiserfeldWolf auf zwei Spiele aufmerksam geworden, die Geschichte vermitteln wollen und bei denen Archive bei der Konzeption der Spiele mitgewirkt haben.

Zum einen ist es das runterladbare Spiel Lambert & Laurin, mit dem 2008 auch ein Gewinnspiel verbunden war, für dessen Lösung das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein sowie das Stadtarchiv in Siegen aufgesucht werden mussten.

Zum anderen Het geheim van Rotterdam (Das Geheimnis von Rotterdam), in dem sich ein Schüler und sein Großvater auf Spurensuche in Rotterdam begeben.

Ehrlich gesagt, stehe ich etwas ratlos vor diesen Spielen. Ich weiß wie schwierig die Öffnung von Archiven für ein weiteres Publikum ist, weil dies von vielen Archiven weiterhin nicht als „Kerngeschäft“ angesehen wird. Insofern begeistern mich solche Initiativen, weil in Archiven ungeheure Schätze für die Vermittlung von Geschichte, gerade auch für die Schule, liegen. Deshalb ist mir die Zusammenarbeit von Schule und Archiv ein wichtiges Anliegen.

Fraglich ist, ob dies durch solche Spiele geleistet werden kann und ob der Aufwand für die Erstellung eines solchen Spiels gerechtfertigt ist. Die Idee, das Computerspiel mit dem Archivbesuch zu verknüpfen, finde ich sehr gelungen, aber nach Ablauf des Wettbewerbs, fürchte ich, wird das Spiel heute kaum noch genutzt werden.

Dem niederländischen Spiel liegt die schöne Idee, eines Vergleichs von Rotterdam vor und nach der Bombardierung 1940 durch die Deutschen zugrunde. Allerdings besteht das Spiel vor allem aus Suchbildern, in denen Münzen und Gegenstände gefunden werden müssen, was ich persönlich schon beim zweiten Level als ermüdend und langweilig empfand (zusätzlich dazu die schlechte, nervtötende Musik, die aber zum Glück ausschaltbar ist). Mit den Gegenständen werden keine weiteren Informationen verknüpft und auch der Großvater hält sich sehr zurück und erzählt (zumindest bis zum Puzzle im vierten Level, nach dem ich dann ausgestiegen bin) außer dem langwierigen Rahmenhandlung kaum historisch Interessantes. Wobei das in der Umsetzung z.B. durch weitere Informationen zu den Gegenständen bei Anklicken sehr schön und leicht umsetzbar gewesen wäre.

Insofern frage ich mich, gibt es weitere Beispiele mit computer- oder internetbasierten Spielen historischen Lernen in oder mit Archiven zu fördern? Was kannst sonst das Ziel von solchen Spielen sein? Nur eine andere Art von Werbung für die eigene Einrichtung, wie hier im Blog De digitale Archivaris angedeutet?

Irgendwie denke ich, dass in der Verbindung von Internet, Spiel und historischem Lernen durchaus ein Potential  für die Öffnung von Archiven für eine breitere (und junge) Öffentlichkeit schlummert, das aber bisher noch nicht geweckt scheint.

2. Newsletter des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands erschienen

Der Newsletter informiert

„in enger Verbindung mit der Rubrik „Szene“ in „geschichte für heute“ (Wochenschau-Verlag) über die Verbandsarbeit sowie kurz und präzise über aktuelle Entwicklungen und Themen aus der Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik, dem musealen Bereich und den Medien.“

Wer in den Newsletter des VGD aufgenommen werden möchte, kann sich per Mail an die Redaktion wenden: Christian Jung

Viele Beiträge erscheinen auch vorab im Blog Zeittaucher, der gleichfalls von Christian Jung betreut wird.

Digitale Werkzeuge für Einsteiger: das Taccle-Handbuch

Wer es noch nicht hatte, sollte es sich holen: Das Taccle-Handbuch gibt es zum Download hier. Taccle steht für Teachers‘ Aids on Creating Content for Learning Environments. Das Buch bietet einen leicht verständliche Einführung in das große Feld des e-learnings, der Arbeit mit Lernplattformen sowie einen guten Überblick über die wichtigsten Online-Werkzeuge wie Weblogs, Wikis oder Video-Sharing, stets mit Blick auf die Möglichkeiten des unterrichtlichen Einsatzes. Das Buch gibt es in mehreren Sprachen, u.a. auf Deutsch. Für den Download ist die vorherige Anmeldung auf der Seite nötig. Es besteht zudem die Möglichkeit, sich auch kostenlos ein Druckexemplar schicken möchte.