Schwarzweiße Welt in bunt – London 1927

Werk des Londoner Filmpioniers Claude Friese-Greene. Auf den Seiten von Wikipedia und der BBC werden die Filme Open Road London anders als im Youtube-Video für die Jahre 1924-1926 datiert. Ebenso sehenswert übrigens sind auch die anderen Filme aus der Geschichte Londons auf dem Youtube-Kanal der London’s Screen Archives.

Polnischer Patriotismus

Technisch und ästhetisch sehenswerter Animationsfilm, der die Geschichte Polens von ihren Anfängen bis heute in acht Minuten zeigt. Geschichtskulturell höchst interessant, da der Film für die Expo 2010 geschaffen und somit quasi eine Art offizielles historisches Selbstverständnis wiedergibt. Da ohne Text und nur mit (pathetischer) Musik unterlegt, ließe sich der Film auch als geschichtskulturelles Zeugnis im Geschichtsunterricht einsetzen. Inhaltlich bietet der Film eine Art klassische Nationalgeschichte, wie es sie in Deutschland nicht (mehr) gibt: (christlicher) Gründungsmythos, Schlachten (gewonnene und verlorene), Helden und Pathos:

Passend dazu der Hinweis auf die letzte Ausgabe der stets sehr lesenswerten Polen-Analysen (Ausgabe Nr. 74) des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt zum Thema „Patriotismus in Polen“ (hier als PDF downloadbar).

Schreckliche Geschichten – Horrible histories

Die Bücher gibt es ja auch in deutscher Übersetzung. Die BBC hat sich an die Verfilmung gemacht. Ich hatte nicht gedacht, dass das geht. Gerade eben habe ich den Youtube-Kanal mit zahlreichen Ausschnitten aus der Serie entdeckt. Great fun! Wer die Bücher und englischen Humor mag, wird die Serie lieben. Eine ebenso witzige wie gelungene Umsetzung der Horrible History Bücher. Als Appetithäppchen aus den Gorgeous Georgians: die 4 Georges als Boyband mit „Born2rule“ (man achte auf den deutschen Akzent des ersten George ;)).

Yes, it is true, these books were even translated into German. The BBC has made an adaptation for the telly (which has not been on TV in Germany,  has it?). I had not thought it would work. Just now I have dicovered the youtube channel with numerous extracts of the series. Great fun! Who likes the books and the English sense of humor, will love the series. An equally witty and successful adaptation of the Horrible History books. As an appetizer from the Gorgeous Georgians: the 4 Georges with „Born2rule“ (mind the German accent ;))

Rezension: Hörbuch Spectaculum Mundi Medievalis

Das vorliegende Hörbuch stammt aus dem Verlag Berliner Hörspiele. Das Buch ist geschrieben und gelesen von Stephan Warnatsch, der als Lehrer in Berlin an einer Gesamtschule sowie als Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte an der TU Berlin tätig ist.

Warnatsch trägt seinen Text mit viel Engagement vor und man gewinnt den Eindruck, dass ihm die mittelalterliche Geschichte ein Herzensanliegen ist. In insgesamt 217 Minuten schlägt Warnatsch auf drei CDs einen großen Bogen von dem Quellenzugang zur mittelalterlichen Geschichte, über den Lebenslauf der Menschen, ihre Lebenswelt in Städten und auf dem Land bis hin zu Reisen, Festen und Fragen der Moral und Religion.

Das Buch ist hörenswert inszeniert und besticht vor allem durch die reiche Auswahl an interessanten Quellen, die von unterschiedlichen Sprechern vorgetragen werden. Gerade die vorgetragenen Quellen lassen sich hervorragend in den Unterricht integrieren. Zum einen weil sie ein weites Panorama der mittelalterlichen Welt eröffnen, zum anderen weil das Zuhören auf diese Weise nur selten vorkommt. Die Schüler in der Regel Quellentexte selbst laut vortragen oder leise erarbeiten. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass bei der Erfassung von Geschichtsstunden festgestellt wurde, dass sehr viel Zeit mit dem lauten Vorlesen von Texten im Unterricht zugebracht würde. Für ein Fach, dass sich als erarbeitend und problemorientiert versteht in der Tat ein erstaunlicher Befund. Auf jeden Fall scheint mir die Kombination von schriftlicher vorliegendem (oder anschließend reingereichtem) Quellentext und dessen professionellem Vortrag von CD eine kleine nette methodische Abwechslung für den Unterrichtsalltag.

Zum Teil scheint der Vortragsduktus beim Verfassertext von Warnatsch etwas schnell und überhastet und die an einigen Stellen etwas akademisch ironische Ausdrucksweise macht das Hörbuch in längeren Passagen selbst für den Unterricht in der Oberstufe schwierig. Text und Vortrag leben von der Lebendigkeit und den Kommentaren des Autors. Undifferenzierte Seitenhiebe wie die Andeutung, der Islam sei im Mittelalter verharrt, sind vollkommen unnötig und wären besser unterblieben. Ansonsten aber ingesamt ein Hörbuch, das Freude und Lust aufs ein sehr vielfältiges Mittelalter macht, das uns hier in seiner zeitgleichen Nähe und Fremdheit präsentiert wird.

Das Hörbuch kann auf den Seiten des Verlags in Auszügen angehört und als CD für 12,99€ bestellt werden.



Archive & Computer-/Internetspiele

Gestern bin ich durch einen Tweet von EiserfeldWolf auf zwei Spiele aufmerksam geworden, die Geschichte vermitteln wollen und bei denen Archive bei der Konzeption der Spiele mitgewirkt haben.

Zum einen ist es das runterladbare Spiel Lambert & Laurin, mit dem 2008 auch ein Gewinnspiel verbunden war, für dessen Lösung das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein sowie das Stadtarchiv in Siegen aufgesucht werden mussten.

Zum anderen Het geheim van Rotterdam (Das Geheimnis von Rotterdam), in dem sich ein Schüler und sein Großvater auf Spurensuche in Rotterdam begeben.

Ehrlich gesagt, stehe ich etwas ratlos vor diesen Spielen. Ich weiß wie schwierig die Öffnung von Archiven für ein weiteres Publikum ist, weil dies von vielen Archiven weiterhin nicht als „Kerngeschäft“ angesehen wird. Insofern begeistern mich solche Initiativen, weil in Archiven ungeheure Schätze für die Vermittlung von Geschichte, gerade auch für die Schule, liegen. Deshalb ist mir die Zusammenarbeit von Schule und Archiv ein wichtiges Anliegen.

Fraglich ist, ob dies durch solche Spiele geleistet werden kann und ob der Aufwand für die Erstellung eines solchen Spiels gerechtfertigt ist. Die Idee, das Computerspiel mit dem Archivbesuch zu verknüpfen, finde ich sehr gelungen, aber nach Ablauf des Wettbewerbs, fürchte ich, wird das Spiel heute kaum noch genutzt werden.

Dem niederländischen Spiel liegt die schöne Idee, eines Vergleichs von Rotterdam vor und nach der Bombardierung 1940 durch die Deutschen zugrunde. Allerdings besteht das Spiel vor allem aus Suchbildern, in denen Münzen und Gegenstände gefunden werden müssen, was ich persönlich schon beim zweiten Level als ermüdend und langweilig empfand (zusätzlich dazu die schlechte, nervtötende Musik, die aber zum Glück ausschaltbar ist). Mit den Gegenständen werden keine weiteren Informationen verknüpft und auch der Großvater hält sich sehr zurück und erzählt (zumindest bis zum Puzzle im vierten Level, nach dem ich dann ausgestiegen bin) außer dem langwierigen Rahmenhandlung kaum historisch Interessantes. Wobei das in der Umsetzung z.B. durch weitere Informationen zu den Gegenständen bei Anklicken sehr schön und leicht umsetzbar gewesen wäre.

Insofern frage ich mich, gibt es weitere Beispiele mit computer- oder internetbasierten Spielen historischen Lernen in oder mit Archiven zu fördern? Was kannst sonst das Ziel von solchen Spielen sein? Nur eine andere Art von Werbung für die eigene Einrichtung, wie hier im Blog De digitale Archivaris angedeutet?

Irgendwie denke ich, dass in der Verbindung von Internet, Spiel und historischem Lernen durchaus ein Potential  für die Öffnung von Archiven für eine breitere (und junge) Öffentlichkeit schlummert, das aber bisher noch nicht geweckt scheint.

Überblick Kunstgeschichte…

… im Musikvideo: Die Band „Hold your horses!“ stellt in dem Video zu ihrem Song „70 million“ einige der bekanntesten Bilder der Weltgeschichte nach. Sehr lustig, absolut sehenswert und vielleicht auch mal was für die ein oder andere Stunde Geschichts- oder Kunstunterricht. Viel Spaß beim Epochen- und/oder Künstlerraten!

DW-World Dossier: 50 Jahre Unabhängigkeit – Afrika und das koloniale Erbe

„17 afrikanische Kolonien erreichten vor 50 Jahren ihre Unabhängigkeit. Die europäischen Kolonialherren übergaben die Macht an Afrikaner. Das große Jubiläum – ein Grund zum Feiern?“ Das Online-Dossier der Deutschen Welle nähert sich mit zahlreichen Artikeln und Hörbeiträgen der  politischen Geschichte und Gegenwart des afrikanischen Kontinents aus verschiedenen Perspektiven.

Zum SWR-Projekt: „Wer hat Rheinland-Pfalz gemacht?“

In einem „Großprojekt“ mit Filmen, Radiobeiträgen, Internetpräsenz und  Unterrichtsmaterialien  für die Schule wirft der SWR einen Blick zurück in die „schwarz-weißen Jahre“, in das Rheinland-Pfalz der 50er Jahre. Gestern Abend war Vorpremiere in Koblenz, in denen ein rund 90 Minuten Zusammenschnitt der Filmreihe zu sehen war.

Die insgesamt neun 30minütigen Filme erzählen die Geschichte des relativ jungen und  aus unterschiedlichsten historischen  Bindungen heraus zusammengestückelten Bundeslandes auf mehreren Ebenen: den Zeitzeugenberichten, filmischen Umsetzungen dieser Berichte, Originalfilmausschnitten sowie einer „Spurensuche“ vor Ort.

Nach den Feiern zum 60jährigen Bestehen des Bundeslandes 2007 will das vom SWR finanzierte Projekt nun eine gute und lebendige Ergänzung zu den bereits existierenden Materialien für den Geschichtsunterricht bieten. Inwieweit dieser Anspruch speziell im Hinblick auf den möglichen Einsatz der Filme im Unterricht eingelöst werden kann, soll hier kurz reflektiert werden, soweit sich dies nach dem Film der Vorpremiere beurteilen lässt.

Die Berichte der Zeitzeugen sind gut und spannend erzählt und können so Interesse für die Zeit wecken. Wie auf der Homepage des SWR angekündigt wird Geschichte hier „aus dem Erleben, den Erinnerungen und Familiengeschichten ‚ganz normaler Menschen‘ erzählt“. Mit viel Engagement und Begeisterung wurde sich hier an die filmische Dokumentation der 50 Jahre in Rheinland-Pfalz gemacht. Der Ansatz scheint mir entgegen der Selbstdarstellung allerdings weder besonders innovativ noch einzigartig. Mein Eindruck nach der Vorstellung war: „Noch eine Wirtschaftswunder-Dokumentation!“, von denen es schon einige gibt, wenn auch noch nicht mit dem entsprechenden regionalen Bezug. Die wesentliche Botschaft einer „schweren Zeit“, in der es aber durch „gemeinsames Anpacken“ wieder „voranging“ mit Deutschland durchzog den Premierenfilm; inklusive der schon so oft gesehenen Bilder vom Gewinn der Weltmeisterschaft 1954.

Gelungen ist hingegen die Auswahl der Schauspieler für die Filmszenen, die die Zeitzeugen als junge Menschen verkörpern und deren erzählte Geschichten in Bilder umsetzen. Filmisch wurde versucht, zumindest bei der Vorschau, die Geschichten in viele kleine Häppchen aufzusplitten und so einen Spannungsbogen durch die Einschübe anderer Geschichten aufzubauen, der mir aber nur teilweise gelungen schien. Für den Einsatz im Unterricht werden die Filme so aber problematisch, da sich kein Thema herausgreifen lässt, sondern der ganze Film anzuschauen ist, um die einzelne Geschichte zu Ende erzählt zu bekommen. Wobei anzumerken bleibt, dass der Vorpremierenfilm ja nur eine zusammengeschnittener Überblick war und noch keine fertige Folge der Serie. Etwas langatmig wirkten allerdings die Aufnahme bzw. Wiederholung von gerade im Zeitzeugengespräch erzählten Dialogen als Überleitung in nachfolgende Spielszenen.

Methodisch problematisch scheint mir die Fokussierung auf Zeitzeugengespräche und deren Wiedergabe und Nacherzählung (mit filmischen Mitteln). Es gelingt so zwar ein umfassendes, regional und thematisch weit gefächertes Panorama des Bundeslandes in dieser Zeit, den einzelnen Geschichten fehlt aber m.E. jegliche Rückkopplung an andere Erzählungen oder Quellenarten, kurzum: Es fehlt das für Geschichtsunterricht und – wissenschaft grundlegende Prinzip der Multiperpektivität. Sollen die Filme außer zum Anschauen vor den Ferien wirklich in den Schulen eingesetzt werden, wären entsprechend aufgearbeitete Materialien, die eine Verortung und ggf. kritische Reflexion der Zeitzeugenerzählungen ermöglichen, notwendig.

Ich möchte das zwei Beispielen verdeutlichen: Sehr anschaulich, ebenso lebhaft wie unterhaltsam erzählt Anna Blasen von ihrer Zeit als Schmugglerin von Kaffee und Tabak an der deutsch-belgischen Grenze. Ihre Erzählung und die entsprechenden Spielfilmszenen suggerieren Abenteuer, Spaß, zugleich wird aber quasi parallel zu den Helden von Bern eine weitere Heldenerzählung aus der Gründerzeit der Republik geliefert. Wie haben die Belgier den Schmuggel erlebt? Wie war die Einschätzung der deutschen und belgischen Behörden? In einer Episode erzählt die alte Dame wie sie schlitzohrig als Frau und unter Angabe eines falschen Namens von den belgischen Zöllnern wieder gehen gelassen wird. Das filmische Identitifierungsangebot ist dabei einseitig eindeutig: Der geschickten Schmugglerin, die ihre Geschichte erzählt, stehen dümmliche belgische Grenzbeamte gegenüber. Warum die Belgier nicht schärfer vorgingen, wird nicht weiter geklärt. Die Geschichte kann im Unterricht also allenfalls als Einstieg in die Thematik dienen.

Ähnlich sieht es mit der Wiederbewaffnung und der Einrichtung der späteren Bundeswehr aus. Geschildert wird dies aus der Sicht eines der damaligen jungen Rekruten und späteren Generals, der 1955 in Andernach in die erste Kaserne einrückte, und gestern Abend auch anwesend war. Konsequent wird die Geschichte nur aus seiner Perspektive geschildert: Die neue Armee ist eine Selbstverständlichkeit, eine staatsbürgerliche Verpflichtung, die Proteste gegen die Wiederbewaffnung bleiben unerklärt und unverständlich. Leider verzichten die Filmemacher hier, wie durchgängig im ganzen Film, auf die Hinzunahme anderer Perspektiven. Ein Prinzip, das der Geschichtsunterricht ab der 7. Klasse, also mit seinem Einsetzen hier in Rheinland-Pfalz, versucht, den Schülern als absolut grundlegend zu vermitteln.

Dieser Verzicht ist kein Zufall oder Versehen, sondern entspricht dem im Vorschaufilm vermittelten Grundtenor: Es sind Helden- und Erfolgsgeschichten, die erzählt werden (wollen? sollen?). Die TV-Filme haben hier dieselbe Funktion wie der schulische Geschichtsunterricht des 19. Jahrhunderts: Sie sind affirmatorisch legitimierend und zielen auf diesem Weg auf eine (regionale) Identitätsbildung.

Fazit: Trotz der vorgetragenen Kritikpunkte darf man auf die aufwändig produzierte und präsentierte Filmreihe und das mit ihr einhergehende Begleitprogramm im Januar 2010 gespannt sein.  Sendetermin für die erste Folge ist der 11. Januar 2010 um 18.15 Uhr.

Lesetipp Newsletter: Lernen aus der Geschichte

Der aktuelle Newsletter des Portals Lernen-aus-der-Geschichte widmet sich in seiner heutigen Ausgabe dem Schwerpunkt: Lernen mit digitalen Medien (pdf).

U.a. enthält der Newsletter einen lesenswerten Überblick von Thomas Spahn zu „Schule digital, Geschichtsunterricht digital? Ein Plädoyer für eine fachdidaktische Perspektive“, ein Debattenbeitrag zu „Erinnerungskulturen online“ von Dörte Hein sowie ein Hinweis zur „Arbeit mit Videointerviews in der Schule“ aus dem Projekt „Zeugen der Shoah“ in Berlin und Brandenburg.

An dieser Stelle dann auch gleich ein Dankeschön an die Redakteure für den sehr wohlwollenden Hinweis auf diesen Blog 😉

1989/1990

Hier der Hinweis auf einige Portale, die gutes Unterrichtsmaterial für die Jahre 1989/1990 bieten. Ergänzend sei auch noch auf die an anderer Stelle verlinkten Zeitzeugenportale verwiesen:

Wir waren so frei ist ist ein Internetarchiv mit privaten Filmen und Fotos aus den Jahren 1989 und 1990 aus Deutschland. Es werden auch noch weitere Dokumente gesucht, wer mag kann also seine eigenen Bilder beisteuern.

Einen schönen Perspektivwechsel ermöglicht das folgende Webportal:

1989-1990 Wendezeiten ist ein Angebot des Deutschen Rundfunkarchivs mit Tönen, Bildern und Filmen aus dem DDR-Fernsehen.

Jugendopposition in der DDR bietet neben einem umfangreichen Zeitzeugenarchiv, Bilder, Dokumente und Unterichtsmaterial von 1950 bis 1989.